12 - 2020

Liebe in Asylpolitik und um geflüchtete Menschen Engagierte in Bonn,

der 20. Juni ist von den Vereinten Nationen zum Welttag des Flüchtlings erklärt. Das ist jährlich Anlass, die Statistiken des vergangenen Jahres zu veröffentlichen. In diesem Jahr wird schon wieder ein neuer trauriger Rekord verzeichnet: 79,5 Millionen Menschen, so viele wie nie zuvor, sind 2019 auf der Flucht gewesen. Bei solch hohen Zahlen fällt es schwer, die Dimension zu erfassen. Stellen wir uns vor: Es sind fast so viele Menschen auf der Flucht, wie in Deutschland insgesamt leben! Und es ist auch schwer, nicht als anonyme Masse an sie zu denken, sondern sich die vielen Individuen vorzustellen – Menschen mit Namen und Gesicht, Junge oder Alte, Familien oder Verwaiste und Verwitwete, die ein Zuhause hatten, Wurzeln, Träume, Hoffnungen...

Wir wissen, dass die Stimmung bei diesen Zahlen nicht allgemein solidarisch ist. Manche befürchten gar, all diese Millionen wollten nach Europa, nach Deutschland kommen. Solche Ängste werden von faschistischer, aber auch konservativer Seite verbreitet. UNHCR-Deutschland nannte im vergangenen Jahr als Schlüsselfakt: „Kommen alle nach Europa? 91 Prozent aller Flüchtlinge leben nicht in der EU.“ In diesem Jahr ist der Anteil Europas noch geringer.

"Noch nie waren Zusammenhalt und Solidarität in Europa so wichtig wie heute", sagte Kanzlerin Merkel am 18.06.2020 in der Regierungserklärung zu der am 1. Juli beginnenden deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Sie sprach davon in Zusammenhang mit der Bewältigung der Corona-Krise. Aber könnte, soll, muss dies nicht auch humanitär gelten, in Bezug auf die Öffnung Europas und Aufnahme von Geflüchteten?

„Müssen wir jetzt angesichts von Corona, der Rezession und der Lage auf dem Arbeitsmarkt nicht erst einmal an uns selbst denken?“, wandte ein Paar während der Dauermahnwache ein, ganz und gar nicht aggressiv. Nein, war meine Antwort. Wir haben Platz, wir können (uns) das leisten. Dass viele, viel zu viele in unserem Land arm sind, keine angemessene bezahlbare Wohnung finden und keinen Arbeitsplatz, der ihren Lebensunterhalt sichert, liegt nicht an der Aufnahme Schutzsuchender und Migrant*innen, sondern an der krassen Ungerechtigkeit, die in Deutschland, Europa und weltweit herrscht und immer weiter verschärft wird... Ich merke, dass ich in Fahrt komme und jetzt mal stoppen sollte.

Solidarität leisten und fordern wir. Wir haben noch viel zu tun! Das beinhaltet auch dieser Newsletter.

Mit Dank für die Aufmerksamkeit und freundlichen Grüßen

Susanne Rohde (für das Team von weltoffen)

 

Heute mit einem Termin und Hinweisen auf neue Beiträge auf www.weltoffen-bonn.de:

 

Termin

Di., 23.06.2020 - 18:00 Uhr Webinar: „Rassismus erkennen und bekämpfen“

Leider kommt auch dieser Newsletter für einige andere Online-Termine zu spät...

Neu auf unserer Seite:

  • Bonner Kundgebung #BLACK-LIVES-MATTER-Demo in Videos miterleben
  • BLACK LIVES MATTER - auch hierzulande Polizeigewalt gegen Geflüchtete und andere People_of_Colour

  • Wir empfehlen auch immer wieder einen Blick in unseren "Fortsetzungsroman" Geschehen auf Fluchtwegen, Seenotrettung zu finden unter aktuelle Zitate zuletzt:
  • 16.06.2020 Brutales Vorgehen gegen Flüchtlinge Wie die griechische Küstenwache Menschen in Seenot bringt. Bericht von Report Mainz..

    15.06.2020 Wir schicken ein Schiff - Seenotrettung im Auftrag der Kirche. Mit diesem Titel bracte die ARD eine ausführliche Reportage von der jetzt fertig gestellten Sea-Watch 4 des Vereins  "United4rescue"...

    12.06.2020 Gute Nachrichten! Deutschland nimmt 243 erkrankte Menschen aus den griechischen Lagern auf. Hinzu kommen noch einige Geflüchteten, die durch die Alan Kurdi und Aita Mari gerettet wurden...

    11.06.2020 Bundesregierung blockiert Seenotretter  Das Bundesverkehrsministerium versucht offenbar mit einer Änderung von Regelungen, deutsche Seenotrettungsorganisationen in ihrer Arbeit zu behindern...


Bitte vormerken: Der neue Termin für Hand in Hand – Rettungskette für Menschenrechte ist Samstag, der 24.04.2021