19.09.2025 Immer wieder fragt die Linke im Bundestag mit Kleinen Anfragen nach den Zahlen, die die Flüchtlingsaufnahme betreffen. Das erhaltene Zahlenmaterial wurde nun auf der Webseite von Clara Bünger unter dem Titel IST-Zahlen in Deutschland lebender Flüchtlinge, Angaben des AZR (Ausländerzentralregister) zusammengestellt und von dieser bewertet:
Zahl der in Deutschland lebenden Geflüchteten geht zurück
Die Gesamtzahl der in Deutschland lebenden Geflüchteten mit unterschiedlichen Aufenthaltsstatus, inklusive Geflüchteter aus der Ukraine, ist im Verlauf des ersten Halbjahres 2025 um etwa 50.000 Menschen von 3,545 Mio. (Ende 2024) auf 3,495 Mio. Geflüchtete zurückgegangen – erstmals seit 2011 gibt es wieder einen Rückgang! Den Neuzugängen aus der Ukraine und im Asylverfahren steht eine steigende Zahl von Abschiebungen und Ausreisen, aber auch von Einbürgerungen von längerfristig hier lebenden Menschen mit Schutzstatus gegenüber.
Bemerkenswert ist, dass im Saldo (d.h. Ausreisen werden mitberücksichtigt) die Zahl der in Deutschland lebenden Ukraine-Geflüchteten von Januar bis Ende Juli 2025 trotz des andauernden Krieges nur um etwa 28.000 gestiegen ist (28.099). Die meisten Ukraine-Geflüchteten sind in den ersten Kriegsmonaten 2022 nach Deutschland gekommen (als es „nur“ Leistungen nach dem AsylbLG gab), seitdem kommen vergleichsweise wenige Menschen hinzu bzw. kehren viele aus unterschiedlichen Gründen auch wieder zurück. Diese Rückkehrbewegung gibt es vermutlich nur deshalb, weil den Betroffenen eine erneute Wiedereinreise in die EU jederzeit gefahrlos möglich ist.
Nur 492.000 der ca. 3,5 Mio. Geflüchteten (14 Prozent) haben einen unsicheren bzw. ungeklärten Status (Asylsuchende, Geduldete). Bei allen anderen geht es um Geflüchtete mit (relativ) gesichertem Aufenthaltsstatus, um anerkannt schutzbedürftige Personen (gut 730.000 GFK-Flüchtlinge/Asyl, 575.000 mit subsidiärem bzw. Abschiebungsschutz) bzw. um Geflüchtete mit einem humanitären Aufenthaltstitel (78.500) oder mit einer Aufenthaltserlaubnis infolge von Bleiberechtsregelungen, etwa dem „Chancen-Aufenthaltsrecht“ (205.000).
Bewertung durch Clara Bünger:
„Erstmals seit 2011 sinkt die Zahl der insgesamt in Deutschland lebenden Geflüchteten, trotz der Neuzugänge. Das ist wahrlich kein Grund zum Feiern, denn Gründe zur Flucht gibt es weltweit so viele wie seit langem nicht mehr. Doch immer weniger Schutzbedürftige schaffen es über die hochgerüsteten und vorverlagerten EU-Außengrenzen, die rechtswidrigen Kontrollen an den deutschen Grenzen spielen demgegenüber keine Rolle.“
„Dass die absolute Zahl der in Deutschland lebenden Geflüchteten zurückgeht, belegt die Absurdität des Geredes von einem vermeintlich Notstand, der es erlauben soll, EU-Asylrecht außer Kraft zu setzen. Die meisten Geflüchteten sind schutzbedürftig, statt ständig über Abschottung müssen wir über gute Wege der Teilhabe und Eingliederung in die Arbeitswelt und Gesellschaft reden.“
„Eine Million Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine wurde in kürzester Zeit aufgenommen. Das gelang nur, weil die Menschen nicht in die staatlichen Aufnahmelager und Asylstrukturen gezwungen wurden. Das muss für alle Asylsuchenden gelten. Wir brauchen ein kluges Verteilungssystem, das bestehende Kontakte und vorhandene Aufnahmestrukturen berücksichtigt. Wir brauchen pragmatische Lösungen statt rechtspopulistischer Hetze, mit der kein einziges Problem gelöst wird. Mit der geplanten unsinnigen und rechtswidrigen Kürzung von Leistungen für neu aus der Ukraine kommenden Menschen steht die nächste ausgrenzende politische Debatte vor der Tür, von der nur die AfD profitieren wird. Diese Politik der Bundesregierung ist brandgefährlich.“