Afghanistan - Abschiebung ins Hochinzidenzgebiet? AA warnt vor Reisen

01.02.2021 Am 9. Februar soll in München der nächste Flieger zu einer Sammelabschiebung nach Afghanistan starten. Von dort ist gerade ein massiver Ausbruch von Covid 19 gemeldet worden.

Stephan Reichel vom Verein Matteo Kirche und Asyl e. V. schreibt dazu:

Während Afghanen in Abschiebehaft genommen werden, nimmt das Auswärtige Amt heute Änderungen bei den Reise- und Sicherheitswarnungen vor:

„Letzte Änderungen:
Aktuelles (Epidemiologische Lage: Einstufung als Hochinzidenzgebiet ab 31. Januar 2021; Reiseverbindungen)
Aktuelles
Vor Reisen nach Afghanistan wird gewarnt. Deutsche Staatsangehörige werden aufgefordert, Afghanistan zu verlassen.
Epidemiologische Lage
Afghanistan ist von COVID-19 besonders stark betroffen. Das Gesundheitssystem hält den Belastungen nicht stand. Afghanistan ist daher mit Wirkung vom 31. Januar 2021 als Gebiet mit besonders hohem Infektionsrisiko (Hochinzidenzgebiet) eingestuft.“

Schwere Anschläge der Taliban
Vorgestern gab es einen schweren Anschlag der Taliban auf die Armee mit 16 getöteten Soldaten. Biden droht mit Abbruch der Verhandlungen mit ihnen. Deutschland zieht seine Truppen zurück. Es ist mit einer weiteren Verschärfung der Sicherheitslage zu rechnen.

Erste Verhaftungen 
In der Abschiebehaft in Ingelheim/Rheinland Pfalz sitzt in Amtshilfe für Bayern ein junger Afghane aus Kempten im Allgäu, der vorgestern an der französischen Grenze verhaftet wurde. Rheinland-Pfalz würde einen unbescholtenen gut integrierten Mann wie Hasib gar nicht abschieben, müssen aber den Weisungen aus Bayern folgen. 

München wehrt sich
Der Münchner Stadtrat hatte bei dem abgesagten Flug im November gegen die Abschiebung aus München mitten im Lockdown protestiert. Nun erwarten wir erneut eine Resolution von Stadtrat und Intervention durch Oberbürgermeister Reiter. 
Die Schauspielerin Gisela Schneeberger möchte mit anderen kommende Woche eine Initiative gegen den Flug aus München in Lebensgefahr starten. Wir hoffen, dass sich viele anschließen werden.

Wieder Suizide befürchtet 
Viele Afghanen in Bayern sind in Panik. Unser Notfalltelefon steht nicht still. Wir befürchten weitere Suizide und versuchen, die Menschen zu beruhigen. 

Unser Appell
Unser Appell an die Regierung und Öffentlichkeit: Stoppen Sie diesen Flug! Wir sind mitten im Lockdown. Afghanistan steht vor schweren bewaffneten Auseinandersetzungen. Sie gefährden Menschenleben und zerstören Existenzen. Dieser Flug ist Unrecht und unmoralisch.
 
Stephan Reichel

Update 09.02.2021 Wegen der bevorstehenden Sammelabschiebung ging ProAsyl erneut und ausführlich auf die aktuelle Lage in Afghanistan und das drohende Schicksal derer ein, die nun mit Macht zurückgeschoben werden sollen: Trotz Bürgerkrieg & Pandemie: Afghanistan-Abschiebungen gehen weiter

Die Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke (LINKE) forderte einen Abschiebestopp für Afghanistan.