Am Osterwochenende: Ertrinken vor den Augen der EU

13.04.2020 Bedford-Strohm fordert sofortige Hilfe für Flüchtlinge in Seenot.

München (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat an Malta und die anderen Staaten der EU appelliert, Flüchtlinge in Seenot zu retten. "Auch in der Corona-Krise darf Europa nicht wegsehen, wenn Menschen ertrinken", schrieb Bedford-Strohm am Montag auf Twitter. Am Osterwochenende ist nach Angaben der Hilfsorganisation Sea-Watch ein Schlauchboot mit 85 Menschen an Bord vermutlich gesunken, zu zwei weiteren brach der Kontakt ab. Lebenszeichen gebe es aber noch zu einem Boot vor der Küste Maltas mit 47 Schutzsuchenden, so der Theologe.

Alle Kräfte, die in der Nähe seien, müssten sofort helfen, forderte der Ratsvorsitzende. "Jede Minute zählt." Die Männer, Frauen und Kinder in dem Boot, das seit vier Tage auf See sei, seien in größter Not. Mehrere Menschen seien bewusstlos. Die Position des Bootes sei bekannt.

"Malta wäre für die Rettung dieser Menschen zuständig, aber rettet nicht," klagte der Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof. "Und auch sonst will kein Staat retten. Alle schauen zu." Die Flüchtlinge wissentlich ertrinken zu lassen, verstoße "gegen alle unsere Werte und gegen jedes Recht". Es müsse sofort gehandelt werden, drängte Bedford-Strohm, "weil jedes Menschenleben zählt".

https://www.evangelisch.de/inhalte/168689/13-04-2020/bedford-strohm-fordert-sofortige-hilfe-fuer-fluechtlinge-seenot

Gerade wenn die Regierung uns sprachlos macht, müssen wir laut werden!

folgern die Initiator*innen der Eilpetition "Humanitäre Krise in Griechenland - Deutschland und Europa müssen Flüchtlingen Schutz bieten!"  im Update vom 13.April. "Die letzten Wochen haben offenbart, was die Menschenrechte der Europäischen Union noch wert sind: Wo es darauf ankommt, Menschen zu schützen, lassen Europäische Regierungen sie allein und setzen darauf, dass der öffentliche Aufschrei über diese Unmenschlichkeit ausbleibt.

Besonders deutlich zeigte sich dies jetzt am Osterwochenende. Auf dem zentralen Mittelmeer vor der Küste von Malta spielt sich ein gespenstisches Schauspiel ab:

Mehrere Schlauchboote mit Flüchtlingen waren in Seenot geraten. Doch obwohl Notrufe und Positionen der Boote bekannt waren, schickten die staatlichen Stellen keine Rettungsschiffe. Im Gegenteil: Von Flugzeugen und Schiffen aus schauten die maltesische Küstenwache, wie auch die europäische Grenzschutzbehörde Frontex, den Menschen in Todesangst tatenlos zu, anstatt zu helfen. Mindestens ein Boot.. hier weiterlesen