15.04.2021 Das Elend Geflüchteter setzt sich fort, auch wenn diese Anerkennung ihres Asylantrages gefunden haben und von den Lagern auf das griechische Festland gelangen konnten. Diese Schutzsuchenden finden in Griechenland keinen Schutz, sondern Verelendung. So bezeichnete es die Reporterin Isabel Schayani, die die Lage und den Protest derer beobachtete, die in Athen nicht genug zum Leben haben und deshalb - auch im Interesse Griechenlands - ganz legal weiterziehen. Die Aktuelle Stunde im WDR griff am 15.4.2021 das Thema mit Bericht und Gespräch auf: Auf das Elend auf den Inseln folgt die Verelendung in Athen: WDR Aktuelle Stunde Bericht "Flüchtlinge in Athen: Viele suchen Asyl in Deutschland" (ab Minuten 23), der Protestaktionen und den täglichen Kampf der Kinder um geringe Einnahmen für die Familie zeigt, anschließend Gespräch mit Isabel Schayani Tausende anerkannte Geflüchtete erhalten nach 30 Tagen keine Hilfe mehr, sie reisen legal weiter, z. B. nach Deutschland, wo sie den Dublinregeln folgend keine Bleibeperspektive haben. Zurück wollen sie verständlicherweise nicht.
Zuvor hatte am 12.04.2021 Pro Asyl darauf hingewiesen:
Anerkannte Flüchtlinge in Griechenland: Mit Kind und Kegel auf der Straße
Immer mehr Flüchtlinge mit Schutzstatus in Griechenland sehen sich gezwungen, Griechenland zu verlassen. Sie fliehen vor dem nackten Elend. Warum sie in Griechenland nicht mal ihre Grundbedürfnisse decken können, dokumentiert eine neue Stellungnahme von PRO ASYL / RSA.
7.100 Menschen mit Schutzstatus in Griechenland sind 2020 weiter nach Deutschland geflohen.
Ein neuer Bericht von PRO ASYL und unserer griechischen Partnerorganisation Refugee Support Aegean (RSA) belegt, warum es keineswegs verwunderlich ist, dass Schutzberechtigte in Griechenland alles daran setzen, so schnell wie möglich aus Griechenland raus zu kommen: Die Betroffenen fliehen vor dem nackten Elend.
Die Politik der griechischen Regierung zielt seit letztem Jahr explizit darauf ab, anerkannte Flüchtlinge verelenden zu lassen. Der griechische Migrationsminister Notis Mitarakis gibt ganz unverblümt zu Protokoll, dass Flüchtlinge nach der Gewährung eines Schutzstatus für sich selbst sorgen müssten. In der Realität bedeutet das, mit Kind und Kegel auf der Straße zu sitzen und auf Almosen angewiesen zu sein. Nicht einmal elementare Bedürfnisse können befriedigt werden.
In den letzten Monaten ist die Zahl der Asylsuchenden in Deutschland, denen vorher in Griechenland ein Schutzstatus zugesprochen wurde, deutlich angestiegen. Das BAMF meldet für das Jahr 2020 insgesamt rund 7.100 Antragsteller*innen, die in Griechenland internationalen Schutz haben – also entweder die Flüchtlingsanerkennung oder subsidiären Schutz. Im Jahr 2020 kam fast jede zehnte Person, die neu nach Deutschland eingereist ist und hier einen Asylantrag gestellt hat, mit Schutzstatus aus Griechenland. Auch im Jahr 2021 setzt sich dieser Trend fort.