Auch nicht schlecht: "Gutmensch" als Unwort des Jahres 2015!

18.01.2016 Der Begriff "Gutmensch" wurde von Sprachwissenschaftlern zum Unwort des Jahres 2015 gewählt.
Gerade rechtzeitig zum drohenden Stimmungswechsel in der deutschen Gesellschaft, denn schon seit vielen Jahren wird der Begriff als Diffamierungskeule von Zynikern gegenüber ehrenamtlich Engagierten geschwungen:
Als "Gutmenschen" werden solche Personen bezeichnet, die sich interessenlos für sozial Schwächere einsetzen, die Ungerechtigkeit der Weltordnung anprangern und Wege zu mehr solidarischem Miteinander aufzeigen.
Ihnen wird vorgeworfen, Gutes zu wollen und damit Schlechtes zu bewirken.

Gottseidank gibt es sie noch, gibt es uns noch, diese Spezies, die mit verbaler Gewalt zum Verschwinden gebracht werden soll. Wenn auch noch so viel Naivität oder Nichtwissen im Spiel sein mag, über dem strategischen Wissen und der berechnenden, kalt kalkulierenden vermeintlichen Vernunft der Herrschenden stehen ihre (Un)Taten haushoch drüber. Sie sind geleitet von dem unerschütterlichen Wunsch, gut zu leben, nicht nur gut zu machen.
Die aus dem andinen Raum übernommene Formel vom Buen Vivir - Gutes Leben wird hierzulande eher belächelt als ernstgenommen. In Bolivien und Ecuador hingegen hat sie nach langen Debatten Verfassungsrang erhalten. Daß sie nach der Verabschiedung dieser Verfassungen nicht 1:1 in die Praxis umgesetzt wird, liegt in der Natur der Sache bzw. der Trägheit der Gattung.

In jedem Falle ergänzt das Unwort des Jahres 2015 in hervorragender Weise das Wort des Jahres 2015 "Flüchtlinge", indem beide Menschengruppen in die Schmuddelecke gestellt werden und mit dem Finger auf sie gezeigt werden kann. Nur denkt bitte daran, daß drei Finger auf die Zeiger zurück verweisen.
In diesem Sinne: Bemühen wir uns weiterhin, den Geflüchteten als "gute Menschlinge" zur Seite zu stehen.
 
In voller Hochachtung, Ulrich Mercker