23.05.2022 Als einen "Weckruf" für mehr Engagement für Frieden und zur Bekämpfung aller Ursachen von Vertreibung will Filippo Grandi, der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, den Anstieg der Zahl Flüchtender und Schutzsuchender auf über 100 Millionen Menschen verstanden wissen. Mehr als 1 Prozent der Weltbevölkerung ist demnach auf der Flucht - ein "Rekord, der niemals hätte erreicht werden dürfen", so Grandi heute in Genf weiter.
Die Solidarität mit den aus der Ukraine Geflüchteten und Binnenvertriebenen ist beachtlich. Doch leider gilt sich nicht gleichermaßen allen durch Kriege und Konflikte Vertriebenen. Die Menschen innerhalb der Kriegs- und Konflikgebiete und in der Region ihrer Heimatländer leiden bittere Not, oft auch Hunger, und das zum Teil schon viele Jahre lang. Der Ruf der UN-Organisationen um Gelder zu ihrer Versorgung erreichte bei weitem nicht die notwenigen Zusagen. Bei den Geberkonferenzen Syrien, den Jemen oder Afghanistan betreffend blieben die Geldbörsen der Staaten ziemlich verschlossen, gemessen an den bereitwilligen Zusagen für die Ukraine oder für die gigantische Aufrüstung, die jetzt angeschoben wird. (sr)
Wir zitieren die heutige UNHCR-Presseerklärung:
UNHCR: Ukraine und andere Konflikte lassen die Zahl der Vertriebenen erstmals auf über 100 Millionen steigen
Hoher Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, Filippo Grandi, sieht die Zahl als „Weckruf“ für mehr Engagement für Frieden und zur Bekämpfung aller Ursachen von Vertreibung.
GENF – Die Zahl der Menschen, die gezwungen sind, vor Konflikten, Gewalt, Menschenrechtsverletzungen und Verfolgung zu fliehen, hat zum ersten Mal in der Geschichte die erschütternde Marke von 100 Millionen überschritten. Getrieben wird die Entwicklung durch den Krieg in der Ukraine und andere tödliche Konflikte.
„Hundert Millionen sind eine nackte Zahl – ernüchternd und alarmierend gleichermaßen. Es ist ein Rekord, der niemals hätte erreicht werden dürfen“, sagte der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, Filippo Grandi am Montag in Genf. „Dies muss ein Weckruf sein, um zerstörerische Konflikte zu lösen und zu verhindern, Verfolgung zu beenden und die Ursachen zu bekämpfen, die unschuldige Menschen zur Flucht zwingen.“
Neuen Daten des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR zufolge war die Zahl der weltweit vertriebenen Menschen bis Ende 2021 auf 90 Millionen gestiegen, getrieben durch neue Wellen der Gewalt oder langwierige Konflikte in Ländern wie Äthiopien, Burkina Faso, Myanmar, Nigeria, Afghanistan und der Demokratischen Republik Kongo. Darüber hinaus hat der Krieg in der Ukraine in diesem Jahr acht Millionen Menschen innerhalb des Landes vertrieben, zudem wurden mehr als sechs Millionen Fluchtbewegungen aus der Ukraine registriert.
Mit mehr als einem Prozent der Weltbevölkerung entspricht die Gesamtzahl der Vertriebenen dem der Bevölkerung des 14.-größten Landes der Welt. Die Zahl umfasst sowohl Flüchtlinge und Asylsuchende als auch die 53,2 Millionen Menschen, die durch Konflikte innerhalb ihrer Grenzen vertrieben wurden, wie es der aktuelle Bericht des Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC) gerade dargelegt hatte.
„Die internationale Reaktion auf die Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen, war überwältigend positiv“, fügte Grandi hinzu. „Das Mitgefühl ist lebendig und wir brauchen eine ähnliche Mobilisierung für alle Krisen auf der Welt. Aber letztlich ist humanitäre Hilfe ein Linderungsmittel, kein Heilmittel. Um den Trend umzukehren, gibt es nur eine Antwort: Frieden und Stabilität, damit unschuldige Menschen nicht gezwungen sind, zwischen akuter Gefahr im eigenen Land oder gefährlicher Flucht und Exil zu wählen.“
UNHCR wird am 16. Juni seinen jährlichen Bericht „Global Trends“ veröffentlichen, der einen vollständigen Satz globaler, regionaler und nationaler Daten über Zwangsvertreibung für 2021 sowie teilweise bereits Aktualisierungen bis April 2022 und Einzelheiten über Rückkehr und langfristige Lösungen für Vertriebene enthält.