Ghettoisierung oder Zusammenleben in Vielfalt?

30.04.2016 Leserinnenbrief zum Beitrag im Generalanzeiger "Bürger befürchten Ghettoisierung" am 24. März

Vilich-Müldorf in Aufruhr, das war bei der Bürgerversammlung zur Flüchtlingsunterbringung in Beuel nicht zu überhören.
Ganze 7 Standorte in engstem Kreis um den Ortsteil befürchten viele der 350  Anwesenden.

Der Hintergrund: Die Verwaltung hatte eine Liste vorgelegt, wo und in welcher Zahl Geflüchtete in nächster Zeit temporär untergebracht werden könnten. Diese Liste beinhaltet eine Konzentration von Standorten rund um den Ortskern Vilich-Müldorf und sollte ohne Einbeziehung von Politik und Bürgerschaft als Eilantrag beschlossen werden.

Damit beging die Verwaltung, so urteilten wie wir viele, einen gigantischen Fehler, denn sie orientierte sich nur an Faktoren wie Kosten und  schneller Umsetzbarkeit bei der unbestrittenen Verantwortung für die Unterbringung von Flüchtlingen. Die soziale Verträglichkeit dieses Pakets aber wurde dabei ebenso außer Acht gelassen wie die Perspektiven für gute Integration.

Der Verzicht auf die frühzeitige Einbeziehung der Bürgerschaft hatte zutiefst beunruhigende Folgen: Mit Erschrecken beobachteten wir, dass für einen Teil der Anwesenden das Vertrauen offenbar komplett verspielt war. Immer wieder wurden die gleichen Sorgen und Ängste angesprochen, ohne dass bereits vorgetragene Angebote und Korrekturschritte, zum Beispiel von Bezirksbürgermeister Déus gleich zu Beginn in Aussicht gestellt, zur Kenntnis genommen wurden.

Wir erwarten von der Verwaltung, dass sie zu den nötigen Veränderungen hinsichtlich Verteilung und Größe bereit ist. Aber wir erwarten auch von den zu Recht empörten Vilich-MüldorferInnen, dass sie zuhören und die zum Dialog  über Veränderungen ausgestreckte Hand ergreifen. Der mehrfach angesprochene soziale Friede wird auch gefährdet, wenn die Empörung über die Verwaltung zur Ablehnung der Aufnahme von Geflüchteten in der eigenen Nachbarschaft führt.

Unsere Schlussfolgerung: Überall in der Stadt muss schnell mit dem Wohnungsbau begonnen werden, der allen Gruppen von Wohnungssuchenden in guter Durchmischung zu Gute kommen muss. Geflüchtete müssen dezentral und gleichmäßig verteilt auf die bestehenden Wohngebiete der Stadt untergebracht werden.
Und wenn vorübergehend weitere Gemeinschaftsunterkünfte in Containern u. Ä. nötig werden, um die ungewollte und für alle unerträgliche Unterbringung in Turnhallen beenden zu können, dann sollen diese nur in kleineren Einheiten bis zu 100 Personen eingerichtet werden. 
Wird das so geplant und umgesetzt, wird die Bürgerschaft sicher gern zur Dialog- und Integrationsbereitschaft zurückkehren. Das hoffen wir jedenfalls.

Susanne und Volker Rohde, Beuel-Vilich.