Greenpeace-Studie: Klimawandel zwingt immer mehr Menschen in die Flucht

19.06.2025 Mit der Veröffentlichung einer Studie macht Greenpeace auf die sozialen und sicherheitspolitischen Folgen der Klimakrise aufmerksam. Die Erderwärmung wirke als "Krisenmultiplikator“. Greenpeace schreibt:

Hamburg, 18. 6. 25 – Die Klimakrise ist zunehmend auch eine soziale und sicherheitspolitische Bedrohung. Das zeigt die heute veröffentlichte Studie „Klimawandel, Migration und Konflikt“ der Universität Hamburg und der Gesellschaft für Umwelt- und Entwicklungsforschung im Auftrag von Greenpeace. Zum Weltflüchtlingstag analysiert die Studie wissenschaftliche Daten und politische Entwicklungen weltweit. Das Ergebnis ist alarmierend: Wetterextreme und schleichende Umweltveränderungen treffen vielerorts auf bestehende soziale Ungleichheiten. Das führt in immer mehr Regionen zu Hunger, Vertreibung und wachsender Gewalt. 2024 waren weltweit über 83 Millionen Menschen innerhalb ihres Heimatlandes auf der Flucht – eine Verdoppelung im Vergleich zu vor zehn Jahren.

Ausgerechnet Länder, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, zahlen heute den höchsten Preis. Den größten Anteil an der Klimakrise tragen wohlhabende Industriestaaten. Sie stehen in der Verantwortung, ihren CO2-Ausstoß schnell zu senken und die betroffenen Länder finanziell zu unterstützen. Fawad Durrani, Greenpeace-Experte für Klima und Migration

Die Klimakrise verschärft Konflikte

Die Studie zeigt anhand von Fallbeispielen: Der Klimawandel ist selten alleinige Ursache von Flucht oder Gewalt. Doch in Regionen mit schwachen Institutionen, hoher sozialer Ungleichheit oder fehlendem Schutz beschleunigt er bestehende Spannungen. Besonders betroffen sind Länder, in denen Überschwemmungen, Hitze oder Wasserknappheit auf fragile sozialpolitische Strukturen treffen – das zeigen Beispiele etwa in Afrika südlich der Sahara oder in Süd- und Südostasien. Das Resultat sind zunehmende Verteilungskonflikte, Binnenmigration und gewaltsame Auseinandersetzungen.

Auch in Europa verlieren Menschen infolge der Klimakrise ihre Heimat: Der Schutz vor Klimarisiken ist vielerorts unzureichend. So wurden etwa bei den Sturzfluten in Valencia im Jahr 2024 Warnungen zu spät ausgegeben – obwohl funktionierende Frühwarnsysteme vorhanden waren. Fehlender Hochwasserschutz und die weitgehende Versiegelung ehemaliger Überflutungsflächen verschärften die Folgen zusätzlich. Ein weiteres Beispiel ist Süddeutschland: Dort kam es im Juni 2024 nach Starkniederschlägen zu großflächigen Überschwemmungen – begünstigt durch fehlende Rückhaltebecken, versiegelte Böden und unzureichenden Hochwasserschutz. Beide Fälle stehen exemplarisch für ein systemisches Problem: Vielerorts fehlen Investitionen in präventive Schutzmaßnahmen und Frühwarnsysteme. In den USA werden unter der Regierung von Donald Trump zentrale Katastrophenschutzmaßnahmen zurückgefahren, während zugleich Klimaforschung und -politik erheblichen Schaden nimmt.

Die Klimakrise verschärft soziale Spannungen und destabilisiert Regionen weltweit. Statt Grenzen hochzuziehen, sollte die Bundesregierung Menschen, die ihre Heimat durch die Klimakrise und Krieg verlieren, mit sicheren Aufnahmeprogrammen unterstützen. Fawad Durrani, Greenpeace-Experte für Klima und Migration

Hier die Studie zum Nachlesen:

Klimawandel, Migration und Konflikt 

Ursachen, Auswirkungen und Auswege

Publikation Veröffentlichungsdatum: 18.06.2025

Dazu der DLF am 18.06.2025:

Der Klimawandel zwingt laut einer Untersuchung von Greenpeace immer mehr Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat.

Wie die Organisation anlässlich des Weltflüchtlingstags am Freitag betonte, wirkt die Erderwärmung als „Krisenmultiplikator“. So kann der Klimawandel vorhandene Spannungen verstärken – etwa wenn Wasser oder fruchtbares Land knapp werden. Das führe in immer mehr Regionen zu Hunger, Vertreibung und wachsender Gewalt. Besonders hart trifft es der Studie zufolge arme Länder wie Myanmar, obwohl sie am wenigsten zur Erderwärmung beitragen. Die meisten Betroffenen suchen Schutz im eigenen Land oder in Nachbarstaaten. 2024 waren demnach weltweit mehr als 83 Millionen Menschen innerhalb ihres Heimatlandes auf der Flucht – doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Insgesamt waren nach Zahlen des UNO-Flüchtlingswerks Ende vergangenen Jahres gut 123 Millionen Menschen durch Gewalt und Konflikte vertrieben – deutlich mehr als vor zehn Jahren.