22.05.2020 Flüchtlingsheim in St. Augustin: Fünf Mitarbeiter aus Quarantäne geholt, berichtet der WDR heute. Um die wegen Personalmangel (auch 13 der 100 hier Beschäftigten wurden positiv getestet, weitere in Quarantäne geschickt) drohende Schließung abzuwenden, wurde hierzu eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Ein "Restrisiko" bleibe. https://www1.wdr.de/nachrichten/themen/coronavirus/fluechtlingsheim-sankt-augustin-schliessung-100.html
20.05.2020 Neuesten Angaben zufolge stieg die Zahl der Infizierten weiter stark an. 152 Bewohner*innen und 13 Mitarbeiter*innen der ZUE St. Augustin wurden nun positiv getestet. "Die Bezirksregierung plane, für gesunde Bewohner eine weitere Unterkunft zu mieten, den Bewohnern werde zudem mit stärkerem WLAN geholfen, während der Quarantäne Kontakt nach draußen zu halten.", so der Kölner Stadtanzeiger (https://www.ksta.de/region/rhein-sieg-bonn/sankt-augustin/sankt-augustin-zahl-der-corona-infizierten-in-fluechtlingsheim-steigt-auf-165-36722686) Laut WDR beklagten die Bewohner*innen die zu dichte Belegung. Es sei kaum möglich, die Hygieneregeln einzuhalten.
Es ist ein Skandal, dass die Bezirksregierung erst dann handelt und weitere Unterkünfte anmietet, wenn eine hohe Zahl der von ihr Untergebrachten infiziert ist. Warnungen gab es schließlich genügend, schon im März. Und eigene praktische Erfahrungen auch, nachdem bereits andere ZUEs und die Erstaufnahmeeinrichtung in der Ermekeil-Kaserne zu Corona-Hotspots wurden, weil in ihnen allen so große Enge herrscht, dass auch bei bestem Willen die Abstands- und Schutzregeln nicht einzuhalten sind. Wird wissentlich die Gesundheit der Schutzsuchenden aufs Spiel gesetzt? Fürsorge stelle ich mir anders vor. Derweil strahlt Ministerpräsident Laschet lächelnde Zufriedenheit mit seinem Krisenmanagement in jede sich bietende Kamera...
Die Bezirksregierung habe zusätzliche Mülltonnen und Desinfektionsmittel bestellt und den Reinigungstakt erhöht, schreibt der Bonner GeneralAnzeiger heute. "Es ist wichtig für die Stimmung, dass die Leute sehen, dass etwas gemacht wird", wird der Leiter des St. Augustiner Krisenstabes dazu zitiert...
Frühere Einträge:
18.5.2020 Die Zahl der Infizierten in der Ermekeil-Erstaufnahme ist weiter gestiegen. Am 14. Mai waren 50 Bewohner*innen positiv getestet worden. Die seit den ersten Befunden verhängte Quarantäne sollte heute beendet werden können. Nachtrag 19.05.: Tatsächlich wurde die allgemeine Ausgangssperre am Montagabend aufgehoben. Die Infizierten sind auf dem Ermekeil-Gelände in einem separaten Gebäude untergebracht, in dem weiter die Quarantäne gilt.
Ein weitaus gravierenderer Hotspot hat sich in der ZUE St. Augustin herausgebildet. Von den dort untergebrachten 489 Geflüchteten, meist jüngere Leute und Familien, wurden bisher 300 getestet. 120 sind bereits mit dem Corona-Virus infiziert, sie wurden in Isolierbereichen innerhalb der Anlage untergebracht, die durch Bauzäune abgegrenzt wurden. Die meisten der Infizierten zeigten bisher keine Symptome. Negativ Getestete wurden in die gerade zur Unterbringung von Geflüchteten umgewidmeten Bonner Jugendherberge verlegt. Auch einige Mitarbeiter*innen der Security, der Betreuung und der Reinigung sind infiziert.
https://www.ksta.de/region/rhein-sieg-bonn/sankt-augustin/sankt-augustin-zahl-der-corona-infizierten-in-fluechtlingsheim-steigt-auf-130-36708456
19.05.2020 Anlässlich des Corona-Ausbruchs berichtet auch die Tagesschau: Corona in Flüchtlingsheimen - Zu eng für Abstandsregeln. Die Grünen-Landtagsabgeordnete Berivan Aymaz hatte wochenlang vergeblich bei der zuständigen NRW-Landesregierung auf den unzureichenden Schutz von Flüchtlingen in den großen Landeseinrichtungen hingewiesen. "In den Unterbringungseinrichtungen des Landes für Geflüchtete seien nach wie vor - neben jeweils mehreren Hundert Menschen ohne Einzelzimmer und ohne separate Küchen und Sanitärbereiche - besonders gefährdete Personengruppen untergebracht, wie etwa ältere Menschen oder Menschen mit Vorerkrankungen, kritisiert Aymaz". https://www.tagesschau.de/investigativ/swr/corona-fluechtlingsunterkuenfte-101.html
Corona-Ausbrüche zeigen: Zentrale Unterbringung für Schutzsuchende muss sofort beendet werden, fordert MdB Ulla Jelpke. „Ende letzter Woche wurde in St. Augustin der erste Corona-Fall festgestellt. Dennoch wurde das Lager nicht evakuiert, sondern vollständig unter Quarantäne gestellt. Diesen Montag sind nun schon 130 Schutzsuchende infiziert. Statt das System der Massenunterbringung in Frage zu stellen, wie es mittlerweile viele Verwaltungsgerichte tun, wird skrupellos an dieser gefährlichen Politik festgehalten. Die politisch Verantwortlichen spielen mit dem Leben und der Gesundheit der Schutzsuchenden“, kommentiert die innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Ulla Jelpke den Pandemieausbruch in einem Flüchtlingslager in Sankt Augustin bei Köln. Die Abgeordnete weiter: „Schon vor mehr als einem Monat warnten Flüchtlingshelfer davor, dass die Unterbringung von Schutzsuchenden in Sammellagern vor dem Hintergrund der Pandemie hochgefährlich ist und forderten eine dezentrale Unterbringung. Mittlerweile breitet sich das Corona-Virus rapide aus. Immer wieder erklären Betreiber, sie hätten alle Vorschriften penibel eingehalten. Das zeigt einmal mehr, dass eine sichere Massenunterbringung in Pandemiezeiten nicht möglich ist.“ https://www.ulla-jelpke.de/2020/05/corona-ausbrueche-zeigen-zentrale-unterbringung-fuer-schutzsuchende-muss-sofort-beendet-werden/
22.05.2020 “Evakuiert alle Lager!” (Das Motto des bundesweiten Seebrücke-Aktionstages am 23.Mai) bezeichnet auch ein Problem vieler Flüchtlingslager hier in Deutschland. Denn in den vergangenen Wochen hat sich gezeigt: Geflüchtete in Erstaufnahme- und Sammelunterkünften der Bundesländer und Kommunen sind einem besonders hohen Risiko ausgesetzt, sich mit dem Coronavirus anzustecken. Der Grund dafür ist, dass es in der Enge der Massenunterkünfte für Hunderte Menschen nahezu unmöglich ist, ausreichend Abstand zu wahren und die Schutzmaßnahmen zu einzuhalten. In ganz Deutschland setzen sich deshalb engagierte Initiativen dafür ein, dass die Bewohner*innen der Sammelunterkünfte dezentral untergebracht werden. Dieses Engagement können wir jetzt unterstützen!
Unterzeichnet hier die Petitionen für eine dezentrale Unterbringung und Infektionsschutz für alle: https://weact.campact.de/efforts/fur-dezentrale-unterbringung-von-gefluchteten
schrieb Dr. Renate Vestner-Heise von der Seebrücke Osnabrück, die die Petition 1.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Griechenland aufnehmen! gestartet hatte.