15.02.2022 Viele Jahre lang bleibt Geflüchteten in Bonn nichts anderes übrig, als in Containern zu leben, auch wenn durch Aufenthaltsstatus, Erwerbstätigkeit und Integration längst der Bezug regulärer Wohnungen mit der gewünschten Privatsphäre möglich sein sollte. Weil diese aber auch auf längere Sicht fehlen, müssen mehrere hundert Menschen immer weiter in den Container-Sammelunterkünften bleiben, wo sie sich Sanitärräume und Kochgelegenheit ebenso wie die Geräuschkulisse und die Eingangskontrolle durch Securityleute mit anderen teilen müssen. Seit Wochen können sie dort auch keine Besuche mehr empfangen, um mögliche Corona-Infektionen und Quarantäne zu vermeiden.
Hatte die seit 2020 in Bonn tätige Leiterin des Amtes für Soziales und Wohnen Anja Ramos zu Beginn noch zum Ziel erklärt, die Container-Sammelunterkünfte zügig durch regulären Wohnraum ersetzen zu wollen, musste sie inzwischen feststellen, dass das offensichtlich nicht gelingen kann. Im Gegenteil: Die Unterkünfte an den vier Standorten Rheinweg, Buschdorf, Dransdorf und Beuel-Ost, deren Baugenehmigung ursprünglich auf drei Jahre Nutzung ausgelegt war und jetzt enden sollte, müssen noch länger betrieben werden, unter bestimmten Voraussetzungen bis 2027, und vielleicht sogar noch durch weitere ergänzt werden. Dies wird durch das Baulandmobilisierunggesetz von 2021 möglich. Die Gewinnung von Wohnraum dagegen kommt nur mühsam und in zu geringem Umfang in Gang. Einziges Beispiel dafür ist das Projekt im ehemaligen Hotel Willkens in Beuel, das immer noch nicht vertraglich gesichert ist.
Die Stadt Bonn bereitet sich darauf vor, dass ab Mai wieder Schutzsuchende hierher zugewiesen werden, möglicherweise in den Dimensionen wie 2017, als an die 50 Menschen je Woche neu in Bonn ankamen.
In einer weiteren Online-Veranstaltung am 8. Februar hatten Mitarbeitende der Stadt Bonn Ehrenamtliche über die aktuelle Lage bezüglich der Aufnahme und Unterbringung geflüchteter Menschen und der hier angekommenen afghanischen Ortskräfte informiert. Dabei wurde bekräftigt, dass etwa ab Mai mit der Zuweisung weiterer Menschen zu rechnen ist. Zu deren Unterbringung ist die Nutzung von Containern unvermeidbar, angesichts des Mangels an Wohnraum in Bonn. Das ging bereits aus dem vorangegangenen Treffen Anfang Dezember und Presseveröffentlichungen hervor (siehe Weltoffen-Berichte Bonn: Ab Frühling wieder Zuweisung Geflüchteter erwartet - Flächen für Container gesucht und Bonn: Infos zur Lage Geflüchteter und Ortskräfte in der Stadt).