Lampedusa braucht Lösungen

17.05.2021 Frühling am Mittelmeer – das ist kein touristisches Stichwort. Es bedeutet Leben und Tod für viele Tausend Menschen, die meist untaugliche Boote besteigen, um Libyen oder Tunesien zu verlassen und ihr Ziel Europa zu erreichen.

Während und weil Malta sich verweigert, meldet das nächstgelegene Lampedusa Rekordzahlen derer, die es geschafft haben, die kleine Insel zu erreichen. 

...innerhalb von 24 Stunden 20 Anlandungen registriert mit 2128 Geflüchteten

Andere werden von den wenigen zivilen Rettungsschiffen aufgenommen und damit vor dem Tod auf dem Mittelmeer bewahrt. Wie viele nicht gerettet wurden, wird nur in wenigen Fällen bekannt. 555 Tote bei der Flucht übers Meer sollen es seit Jahresbeginn bereits sein.

Der sizilianische Regionalpräsident Nello Musumeci sprach von einem "menschlichen Drama der Migranten im Mittelmeerraum", das ungelöst sei. Jeder wisse, dass in den kommenden Wochen viele Migranten auf dem Meer sterben würden. "Aber niemand rührt einen Finger, weder in Rom noch in Brüssel", schrieb er auf Facebook, so die Tagesschau am 10.05.2021.

Die Deutsche Welle fasste drei Tage später verschiedene Stimmen zusammen, unter der Überschrift EU lässt Italien mit Flüchtlingen allein"

"In Lampedusa kamen in dieser Woche Tausende Migranten auf Booten an. Italien verlangt Hilfe. Die EU duckt sich weg. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht." Im Folgenden ganz kurze Passagen aus dem Beitrag: „...traurige Routine …eine sehr vorhersehbare Situation, die sich nun seit mehr oder weniger 20 Jahren wiederholt. Das ist eine andauernde humanitäre Krise….“ Steigende Zahlen, mangelnde Solidarität ... Die Antwort auf die Frage, was die EU tut, ist aus Sicht vieler Hilfsorganisationen, des Flüchtlingshochkommissars der Vereinten Nationen und auch der EU-Kommission relativ einfach: zu wenig, zu langsam. … Seit Jahren können sich die Mitgliedsstaaten nicht auf eine Verteilung ankommender Flüchtlinge oder Asylbewerber einigen. ... "Die Zahlen sind nicht hoch"... Auch wenn die Bilder dieser Ankünfte dramatisch sind. Die Zahlen sind wirklich nicht hoch und mehr als einfach für die EU zu handhaben... Stärkere Zusammenarbeit mit Libyen? ... Premierminister Mario Draghi schwebt nach Medienberichten ein neuer Pakt mit dem nordafrikanischen Transitland Libyen vor. Die Küstenwache des dysfunktionalen Staates soll gegen Geld Migranten zurückhalten...

Während die Regierungen und Verwaltungen der EU und ihrer Mitgliedstaaten das „menschliche Drama“ offenbar weiter aushalten können, verstärken sich von zivilgesellschaftlicher Seite die Bemühungen um praktische Hilfe. Die erst vor wenigen Wochen zum ersten Einsatz gekommene SEA WATCH 4, getragen vom breiten Bündnis United4Rescue, vermeldet: „72 Stunden, 6 Rettungen, 456 Gerettete, 3 illegale Pull-Backs“ (06.05.2021, Twitter). Von der SEAEYE4 heißt es: „Die Crew arbeitet am Limit. In der Nacht sichtete die Brückenwache ein weiteren Boot. In ihrem 5. Einsatz rettete die Crew 99 Menschen, die größtenteils angeben aus Syrien zu stammen. Es sind nun rund 330 Schutzsuchende auf unserem Schiff.“ (16.05.2021, Twitter) Mit der GEO BARENTS schicken die „Ärzte ohne Grenzen“, die bereits an der SEA WATCH4 beteiligt sind, jetzt ein weiteres selbst gechartertes Schiff zu Hilfe: „Ziel des Einsatzes ist es, die Leben von Geflüchteten und Migrant*innen zu retten, die sich auf die gefährliche Überfahrt von Libyen nach Europa machen und dabei in Lebensgefahr geraten, und sie medizinisch zu versorgen.“ (14. Mai 2021, Pressemitteilung)

So wichtig und unterstützenswert diese Einsätze auch sind: Es müssen echte Lösungen her! Die Politkerinnen und Politiker in Europa müssen endlich ihrer Verantwortung gerecht werden und sichere, legale Zugänge nach Europa schaffen! Dafür müssen wir sorgen, auch bei der Bundestagswahl.   sr