10.12.2020 Ein gern und oft gesungenes Kirchenlied zum Advent heißt: "Es kommt ein Schiff geladen..." Dieses Lied griff der Bonner Robert Goepel auf und machte seinen eigenen Text darauf, den Christoph Nicolai bei der Mahnwache "Unser Europa rettet! auf dem Markt am gestrigen Mittwoch vortrug:
Es kommt ein Boot geladen
Es kommt ein Boot geladen
es ist in höchster Not
trägt Flüchtlinge ohn Gnaden
und morgen sind sie tot
Gekentert fast im Sturme
es trägt ´ne teure Last
am Land da setzt es Hiebe
es gibt nicht Ruh, nicht Rast
Der Anker darf nicht ankern
das Schiff ist fast am Land
was wird aus euch wohl werden
seid nicht mit uns verwandt
In Afrika geboren
in Armut, Hitz und Not
ihr gabet euch verloren
und ständig droht der Tod
Wer diese Leut mit Freuden
umfangen, küssen will
der sieht das große Leiden
und Pein und Marter viel
Sie wollen noch nicht sterben
wir treu zu ihnen steh´n
ihr Leben schien in Scherben
wir lassen´s nicht gescheh´n
Ein jeder Mensch auf Erden
hat Würde und ein Sein
wir alle sind doch Brüder
und Schwestern obendrein.
Angeregt und bewegt durch die konkreten Schicksale und Zahlen, die während der Mahnwache vorgetragen wurden, überarbeitete Robert Goepel gleich anschließend das Gedicht, das ihm jetzt viel zu "zahm" erschien. Hier die neue Version:
Flüchtlingsboot
Es kommt ein Boot beladen
es ist in höchster Not
den Flüchtlingen zum Schaden
denn morgen sind sie tot
Gekentert fast im Sturme
und Angst als größte Last
erfasst nicht nur die Kinder
es gibt kein Halt, kein Mast
Das Schlauchboot seine Luft verliert
ich hör das ängstlich Schrei´n
und alle haben es kapiert
das Wasser dringt herein
Der Tod direkt steht vor der Tür
mancher verzweifelt springt
auch wenn eiskalt die Fluten
in Hoffnung, dass´s gelingt
durch fürchterliches Strampeln
Kopf haltend aus dem Sog
da hilft kein würgend Hampeln
der Schlepper ihn betrog
In Afrika geboren
in Armut, Hitz und Not
sie gaben sich verloren
schon dort drohte der Tod
Er spürt voll Angst jetzt ist´s vorbei
hab schwimmen nicht gelernt
käm endlich doch ein Gott herbei
doch dieser ist entfernt
Itzo verlasse ich die Welt
der Atem ist blockiert
vergeblich er die Luft anhält
und doch nach Rettung giert...
(Installation "Tod im Mittelmeer", ebenfalls von Robert Goepel)
Er stöhnend ächzt und atmet kaum
da kommt ein weißes Schiff
ein Ring der fliegt durch den Raum
das Boot entgeht dem Riff
Er greift mit letzter Kraft beherzt
den Ring, der ihm geboten
sein Leben wird nicht ausgemerzt
fast Engel gleich die Boten
Das Überleben garantiert
der Sturmflut grad entkommen
der ein´ den andern nur anstiert
die Stimmung noch beklommen
Noch wellenhoch das weite Meer
am Land wird´s geben Hiebe
auch wenn ein kleines Helferheer
begrenzt ist Menschenliebe
Wer diese Leut mit Freuden
umfangen, küssen will
erkannt´ das große Leiden
und Pein und Marter viel
Sie wollten noch nicht sterben
wir treu zu ihnen steh´n
ihr Leben schien in Scherben
wir lassen´s nicht gescheh´n
Ein jeder Mensch auf Erden
hat Würde und ein Sein
wir alle sind uns Brüder
und Schwestern obendrein.