NRW: Mit verstärkter Beratung und finanziellen Hilfen mehr "freiwillige Rückkehr" erreichen

2510.2025 Nicht wirklich freiwillig! Aber "freiwillige Ausreisen" werden abgelehnten Asylbewerber*innen empfohlen, um der drohenden Abschiebung zu entgehen. Mit Mitteln aus dem Asyl-, Migrations- und Integrationsfond der EU will die Landesregierung NRW im Rahmen ihres Projektes "Meine Heimat - Meine Zukunft" mehr freiwillige Ausreisen erreichen. Auch aus Kostengründen, denn "Grundsätzlich ist eine freiwillige Rückkehr oftmals auch die kostengünstigere Alternative" [zur Abschiebung], erklärt Paul.

Geht es nach der Landesregierung, soll die Zahl der freiwilligen Rückkehrer noch deutlich steigen. Flucht- und Integrationsministerin Josefine Paul schafft 24,5 zusätzliche Beraterstellen. Die Rückkehrberater sollen zukünftig schon in den Landesunterkünften Asylsuchende direkt ansprechen.

Dazu ein Bericht des landespolitischen Magazins westpol:

Die Behörden sollen mehr abschieben, diese Forderung kommt seit einiger Zeit von fast allen Parteien. Die Landesregierung will jetzt verstärkt abgelehnte Asylbewerber dazu bringen, freiwillig auszureisen.

Mahammad Zeynalov will Deutschland verlassen. Der Aserbaidschaner sitzt in einer Beratungsstelle des Deutschen Roten Kreuzes in Hamm. 2023 war er mit seiner Frau und den beiden Kindern nach Deutschland gekommen, hat von einem Leben ohne Armut geträumt: "Ich habe auf ein gutes Leben für die Kinder gehofft. Wir haben gehört, dass es gute Schulen in Deutschland gibt." 

Im Kreis Unna hatte sich die Familie gut eingelebt. Aber die Behörden haben den Asylantrag abgelehnt und mit einer Abschiebung gedroht. "Die Behörden haben uns mitgeteilt, dass wir nicht mehr im Land bleiben können, und wir haben uns gesagt, dann soll es so sein!" Ob auch eine Rolle gespielt hat, dass eine Abschiebung drohte? "Kann sein", räumt Zeynalov ein.

Finanzielle Unterstützung für die Rückkehr 

Die Rückkehr ist im Fall der Familie aus Aserbaidschan also nur freiwillig in dem Sinne, dass die Familie selbst planen kann, wann es zurückgeht, und nicht durch eine Abschiebung aus dem Alltag gerissen wird. Und es gibt Geld für die Rückkehr. Beraterin Marina Schwarz hat der Familie 6000 Euro finanzielle Unterstützung organisiert, in Aserbaidschan ist das ein knappes Jahresgehalt.  

Schwarz ist sich sicher, dass eine freiwillige Rückkehr besser ist als eine Abschiebung. "Eine Abschiebung ist immer mit Angst, Leid verbunden, was wir auch bei der freiwilligen Ausreise nicht haben", erklärt Schwarz, "eine freiwillige Ausreise können die Personen selbst bestimmen, planen und organisieren."

Neue Beratungsangebote in den Landesunterkünften

Das Geld für die Rückkehrer kommt aus dem Asyl-, Migrations- und Integrationsfond der EU. Im Rahmen des Projektes "Meine Heimat - Meine Zukunft" hat das DRK Hamm in den vergangenen drei Jahren 753 freiwillige Ausreisen organisiert. Unterstützung gab es für das Projekt auch von den Kreisen Soest und Warendorf.

Geht es nach der Landesregierung, soll die Zahl der freiwilligen Rückkehrer noch deutlich steigen. Flucht- und Integrationsministerin Josefine Paul schafft 24,5 zusätzliche Beraterstellen. Die Rückkehrberater sollen zukünftig schon in den Landesunterkünften Asylsuchende direkt ansprechen. Es gehe darum, die Rückreise so menschlich wie möglich zu gestalten, erklärt Paul im Westpol-Interview, insbesondere für Familien seien Abschiebungen sehr belastend.

Abschiebungen kosten deutlich mehr

Es geht aber auch darum, Geld zu sparen. Denn Abschiebungen sind teuer. Eine Sammelabschiebung des Bundes nach Pakistan, die im vergangenen Jahr stattgefunden hat, kostete zum Beispiel über 400.000 Euro, weil ein Flugzeug dafür gechartert werden musste. Außerdem waren dutzende Polizeibeamte dafür tagelang im Einsatz.

"Grundsätzlich ist eine freiwillige Rückkehr oftmals auch die kostengünstigere Alternative", erklärt Paul. Gleichzeitig wolle die Landesregierung auch weiter abschieben, insbesondere Straftäter stünden dabei im Fokus.

Manche Familien wollen auch zurückgehen, obwohl über ihren Asylantrag noch gar nicht entschieden ist. Wie Familie Demir, die vor gut einem Jahr aus der Türkei nach Deutschland gekommen ist, getragen von der Hoffnung auf gut bezahlte Arbeit und ein Leben mit ein bisschen Wohlstand.

"Wie es weitergeht, weiß ich noch nicht" 

Doch noch bevor über ihren Asylantrag überhaupt entschieden ist, war Sadiye und Murat Demir klar, dass sie mit ihren fünf Kindern wieder zurück in die Heimat wollen. "Hier in Deutschland sind wir immer nur die Asylbewerber, wir stehen unter den normalen Menschen", erzählt Murat Demir. In ihrer Unterkunft im Kreis Warendorf leben sie in beengten Verhältnissen, müssen sich Bad und Küche mit anderen Asylbewerbern teilen.

Marina Schwarz von der Rückkehrberatung ist überzeugt, dass eine freiwillige Rückkehr auch Chancen bieten kann. Einige ihrer Klienten hätten mit Hilfe des Geldes in der Heimat kleine Unternehmen gegründet, sich selbstständig gemacht.

Mohammad Zeynalov aus Aserbaidschan ist im Spätsommer in die Heimat zurückgekehrt. "Wie es weiter geht weiß ich noch nicht, aber so Gott will, wird sich etwas finden", erzählt er. Eins ist für ihn klar: Die Entscheidung zurückzugehen, sei richtig gewesen.