06.03.2020 Die Bonner Gruppen von See-Eye, Seebrücke und Jugend Rettet e.V. wandten sich gemeinsam in einem Offenen Brief an OB Sridharan. Dieser möge ein deutliches Signal zur kommunalen Aufnahme Geflüchteter setzen und sich bei Seehofer und der Regierung für die entsprechende Zustimmung einsetzen.
Weitere Unterschriften unter den Brief sind erwünscht.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Sridharan,
wir sind bestürzt über die Situation auf den griechischen Inseln, an der griechisch-türkischen Grenze und der bulgarisch-türkischen Grenze. Die Situation auf den griechischen Inseln ist schon seit Monaten menschenunwürdig. Doch die kürzlichen Entwicklungen hinterlassen uns sprachlos: An den Grenzen wird mit Wasserwerfern, Tränengas und sogar Schusswaffen gegen Geflüchtete vorgegangen und die Situation in den überfüllten EU-Lagern wird tagtäglich bedrohlicher für Schutzbedürftige, die bei Nässe und Kälte ohne ausreichende medizinische Versorgung in provisorischen Zelten ausharren. Heute, am 6. März 2020, haben sich die sieben Oberbürgermeister*innen von Köln, Düsseldorf, Potsdam, Hannover, Freiburg im Breisgau, Rottenburg am Neckar und Frankfurt (Oder) sowie der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius mit einem Appell an die Bundesregierung gewendet, in welchem es heißt: „Vor allem den Kindern, deren Eltern in vielen Fällen nicht mehr leben und die alleine in den Flüchtlingslagern untergebracht sind, soll nun sofort geholfen werden“. Die Bundesregierung müsse handeln und es deutschen Städten ermöglichen, auf freiwilliger Basis vor allem unbegleitete minderjährige Geflüchtete aufzunehmen. Wir begrüßen diesen Appell sehr und wundern uns, dass Bonn diesen nicht unterstützt hat. Durch Ihren offenen Brief mit den Oberbürgermeister*innen von Köln und Düsseldorf, beide Unterzeichner des heutigen Appells, vom 24. Juli 2018 sowie den Stadtratsbeschluss vom 26. September 2019, nach dem Bonn dem Bündnis „Städte Sicherer Häfen“ beigetreten ist, hat sich die Stadt bereits öffentlich dazu bereit erklärt, geflüchtete Menschen zusätzlich zum Königssteiner Schlüssel aufzunehmen. Nun sollte sie auch entscheiden und bekannt machen, wie viele Geflüchtete sie zusätzlich und dauerhaft aufnehmen will, wozu sich die NRW- „Städte Sicherer Häfen“ auf ihrem Treffen am 15.01. in Bielefeld verpflichtet haben. Angesichts der humanitären Krise, die sich vor unserer aller Augen abspielt, fordern wir von der Stadt Bonn nun, aktiv Taten folgen zu lassen und sich mit den anderen Städten aus dem Bündnis „Städte Sicherer Häfen“ für eine möglichst schnelle Aufnahme von Menschen aus den griechischen Lagern, insbesondere unbegleiteten Minderjährigen, einzusetzen. Wie wir in dieser Woche im General-Anzeiger Bonn lesen konnten, stehen in Bonn derzeit 331 Plätze in Geflüchtetenunterkünften frei. Viele deutsche Städte und Kommunen sind aufnahmebereit und haben Kapazitäten, Geflüchtete aufzunehmen. Daher fordern wir, dass Bonn ein Zeichen setzt und sich ebenfalls an die Bundesregierung und insbesondere Bundesinnenminister Seehofer wendet, damit die kommunale Aufnahme von Geflüchteten möglich wird und in einer solchen humanitären Krise Abhilfe schafft! Dieses Zeichen der Humanität und Menschenwürde erwarten wir von Bonn, einer Stadt, die als ehemalige Hauptstadt und als UN-Stadt im Beethovenjahr 2020 internationale Öffentlichkeit und mediale Aufmerksamkeit erhält. Für ein Gespräch stehen wir gerne bereit. Mit freundlichen Grüßen