25.03.2017 Lange war es still um die Abschiebungs-Landeseinrichtung in St. Augustin. Die massiven Proteste der Gemeindevertretung von St. Augustin gegen diese Einrichtung hatten das Pilotprojekt der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes in der ehemaligen Medienzentrale in Sankt Augustin nicht verhindern können. Jetzt kommt diese Einrichtung wieder in die Schlagzeilen der Region, in Zusammenhang mit einer Vergewaltigungstat, die offenbar ein dort untergebrachter Mann begangen hat. Nach dem Täter war mit einem Phantombild gefahndet worden, das derartig auf die stereotype Vorstellung eines Schwarzafrikaners zutraf, dass massenhaft Unschuldige in Verdacht gerieten.
Die Feststellung des mutmaßlichen Täters als in der Landeseinrichtung Untergebrachtem führt zu genauerer Beleuchtung der Zustände in diesem Pilotprojekt. Der Bonner GeneralAnzeiger berichtet von Belegung in hoher Zahl: Insgesamt 480 Menschen sind dort untergebracht, um auf ihre Abschiebung zu warten, davon 350 Geflüchtete in der sogenannten Dublin-Abschiebung. Sie sollen ins Erstaufnahmeland, z. B. Griechenland oder Italien zurückgeschoben werden. Seit einem Monat, so der GA, sei es in der Umgebung der Unterkunft zu Problemen mit Müll, Alkoholisierten, Drogenkonsum gekommen. So unschön wie das ist, es hängt sicherlich mit der schlimmen Situation zusammen: Hier leben, dicht zusammengepfercht und zum Nichtstun verdammt, Hunderte von Menschen, denen jede Hoffnung, jede Perspektive genommen wurde. In Deutschland haben sie nichts mehr zu erwarten, nur noch irgendwann den Abtransport zum Flughafen. Und anders, als oft in den Medien kolportiert, handelt es sich in der Mehrzahl nicht um Straftäter oder Terrorverdächtige. Es sind einfach nur Menschen, die Sicherheit und ein besseres Leben suchen.
Diesen könnte Deutschland ein Bleiberecht einräumen. Wir wissen seit 2015, dass es verkraftbar wäre und ginge. (Susanne Rohde)
Schluss mit dem Pilotprojekt „Dublin-Zentrum“ in St. Augustin, wird im Gemeinderat von St. Augustin gefordert. Wolfgang Köhler von der Fraktion „Aufbruch St. Augustin“ erklärt: „Im Übrigen wollen wir noch einmal bekräftigen, was wir in der gemeinsamen Stellungnahme des Rates zu der Nutzung der ZUE als Unterkunft für “Dublin-Flüchtlinge“ gesagt haben: Wir lehnen nach wie vor die gesammelte Unterbringung auf engstem Raum von Flüchtlingen mit solch deprimierender Perspektive ab - in Sankt Augustin und überall sonst im Lande. Denn wir halten sie für ungeeignet und falsch, und sie ist auch grundlegend anders, als die Verwendung des Areals seinerzeit den Bürgern vorgestellt wurde! Deshalb lautet unsere Forderung an Land und Bund: Das Pilotprojekt “Dublin-Zentrum“ Sankt Augustin muss spätestens am Ende der Pilotphase - also diesen Sommer - beendet werden!"