Statistik für 2023: Rund ein Zehntel der Asylbewerber mit Visum eingereist

20.07.2024 Die statistischen Angaben des BAMF wurden von der Presse ausgewertet. Dabei wurde auch festgestellt:

Insgesamt ging die Zahl der Asylanträge in Deutschland in den ersten sechs Monaten dieses Jahres deutlich zurück

Wir zitieren aus der Zeit vom heutigen Tage:

Im vergangenen Jahr haben 37.329 Menschen einen Asylantrag gestellt, nachdem sie zuvor mit einem Visum eingereist waren. Die meisten kamen aus Syrien und Afghanistan.

Viele Menschen nutzen offenbar ein Visum, um nach Deutschland einzureisen, und dann einen Asylantrag zu stellen. Das berichtete die Welt am Sonntag und beruft sich dabei auf Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf). Im vergangenen Jahr sei dies bei 37.329 Personen von insgesamt 351.915 Menschen der Fall gewesen.

Rund die Hälfte der so eingereisten Asylbewerberinnen und Asylbewerber stammen demnach aus Syrien, Afghanistan, der Türkei und dem Iran. Nach Angaben des Bamf kamen 8.493 Menschen aus Syrien, 4.740 aus dem Iran, 3.870 aus der Türkei und 3.511 aus Afghanistan. Syrien, Afghanistan und die Türkei seien zugleich insgesamt die quantitativ wichtigsten Asylherkunftsländer, Iran liege auf Platz fünf.

Menschenrechtslage spricht gegen Abschiebungen

Die Menschenrechtslage in Syrien und Afghanistan spricht grundsätzlich gegen Abschiebungen. Das Bamf lehnt daher nur weniger als zwei Prozent der Asylanträge von Menschen aus Afghanistan ab, wo die Taliban herrschen. Auch den allermeisten Syrern wird Asyl gewährt, da es in dem Land als sehr wahrscheinlich gilt, dass rückkehrende Flüchtlinge ins Gefängnis verbracht oder sogar gefoltert werden.

Laut dem Bericht reisten die meisten Asylbewerber nicht per Familiennachzugsvisa oder humanitären Visa, sondern per Familienbesuchs-, Tourismus- oder Arbeitsvisa ins Land ein. Dies sei beispielsweise der Fall bei in der Türkei oder im Libanon lebenden Syrern, die ihre in Deutschland lebenden oder sogar schon eingebürgerten Verwandten besuchen möchten.

Insgesamt ging die Zahl der Asylanträge in Deutschland in den ersten sechs Monaten dieses Jahres deutlich zurück

 

In diesen Tagen wurde auch bekannt, dass zunehmend auch Menschen aus Kolumbien in Deutschland Asyl beantragen.

... Ein Migrationsabkommen wird vorbereitet...

... Tausende stellen Antrag auf Asyl

Während die reguläre Migration aus Kolumbien ausgebaut werden soll, will man die Zuwanderung auf dem Asylweg dagegen stoppen. Die Zahl der Asylbewerber aus Kolumbien ist im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen, das Land rutschte in der deutschen Statistik am Jahresende auf die vorderen Plätze der Liste der Herkunftsländer. Rund 3.300 Asylsuchende aus Kolumbien haben die deutschen Behörden 2023 registriert...

Dies ist entnommen aus dem Bericht der Tagesschau vom 17.07.2024

Rund 15.000 Kolumbianer legen jedes Jahr Sprachprüfungen ab, um in Deutschland arbeiten zu können. Ein Migrationsabkommen soll diese Art von Zuwanderung noch erleichtern. Doch zugleich bitten Tausende Kolumbianer um Asyl in Deutschland. Wie kommt das?

Johann Steven öffnet im Norden von Bogotá die Tür eines modernen Bürogebäudes mit verspiegelten Fenstern. Hier ist das Goethe-Institut untergebracht. Der Kolumbianer kommt einmal pro Woche hierher, um den Grundstein für seine Zukunft zu legen: ein Leben in Deutschland. Dafür lernt der 27-Jährige die deutsche Sprache.

Die nennt er die größte Barriere zwischen Kolumbien und Deutschland. Seit gut einem halben Jahr läuft schon sein Sprachkurs. Steven möchte das Niveau B1 erreichen und dann nach München umziehen. Dort habe er schon einen Job als Ingenieur sicher. "Deutschland bietet viel mehr Möglichkeiten als Kolumbien: eine bessere Lebensqualität und höhere Löhne", sagte er. Er werde in München das Vier- bis Fünffache seines Gehalts aus Bogotá verdienen.

Deutlich mehr Teilnehmer an Deutschkursen

Seitdem das deutsche Fachkräfteeinwanderungsgesetz gilt - seit März 2020 - hat das Goethe-Institut in Bogotá gut zu tun. Die Zahl der Sprachschüler hat sich verdreifacht. Pro Jahr nimmt das Institut an seinen vier Standorten in Kolumbien etwa 15.000 Deutsch-Prüfungen ab. Und erwartet in diesem Jahr einen weiteren Anstieg von 15 Prozent.

Olga Parra vom Goethe-Institut erklärt, dass der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt Schritt für Schritt einfacher werde. Wer auswandern wolle, könne sich von Kolumbien aus um alle Papiere, einen Deutschkurs samt Examen und einen Arbeitsvertrag kümmern.

Ein Migrationsabkommen wird vorbereitet

Künftig soll es für Kolumbianerinnen und Kolumbianer noch leichter werden, nach Deutschland zu gehen. Die Bundesregierung verhandelt mit der kolumbianischen Regierung über ein Migrationsabkommen. Beide Seiten sind daran interessiert: Deutschland braucht dringend Fachkräfte in verschiedensten Branchen. In Kolumbien leben mehr junge, gut ausgebildete Menschen als es dort passende Jobs für sie gibt.

Ein sogenannter "Braindrain" drohe daher nicht, sagt Joachim Stamp, der im Bundesinnenministerium für Migrationsabkommen zuständig ist, im Interview mit dem ARD-Studio Südamerika. "Ich weiß, dass viele junge Frauen in Deutschland das Funktionieren des Systems hier sehr schätzen, ebenso die Sicherheit im Vergleich zu Kolumbien."

Stamp nennt als Beispiel Pflegekräfte oder auch Erzieherinnen für Kindergärten, die aus Kolumbien nach Deutschland kommen könnten. Er wünsche sich viele gut qualifizierte Fachkräfte, sagt Stamp. Eine exakte Zahl schwebe ihm nicht vor.

Tausende stellen Antrag auf Asyl

Während die reguläre Migration aus Kolumbien ausgebaut werden soll, will man die Zuwanderung auf dem Asylweg dagegen stoppen. Die Zahl der Asylbewerber aus Kolumbien ist im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen, das Land rutschte in der deutschen Statistik am Jahresende auf die vorderen Plätze der Liste der Herkunftsländer. Rund 3.300 Asylsuchende aus Kolumbien haben die deutschen Behörden 2023 registriert.

Nach den Worten von Joachim Stamp haben diese Menschen keine Asylgründe, sie würden fehlgeleitet. "Es gibt offensichtlich organisierte kriminelle Strukturen, die sich daran bereichern, mit Fehlinformationen diese Reisen für die Menschen einzutüten und daran mitzuverdienen", sagt Stamp.

Ähnliche Beobachtungen hat Stefan Peters gemacht, der akademische Direktor des deutsch-kolumbianischen Friedensforschungsinstituts Capaz in Bogotá. Auch er ist bei seiner Arbeit auf kriminelle Angebote gestoßen, die Menschen aus Kolumbien nach Deutschland locken. "Es zirkulieren Videos in den sozialen Medien, wo suggeriert wird, man könne nach Deutschland kommen, Asyl beantragen und dann direkt arbeiten können. Also wirklich weit entfernt der Realität", sagt Peters.

Von solchen Angeboten werden oft Menschen in unsicheren Regionen Kolumbiens angesprochen. Der Bürgerkrieg gilt zwar als beendet, die Regierung hat 2016 einen Friedensvertrag mit der größten Guerillagruppe FARC geschlossen. Doch kleinere Guerilla-Bewegungen sind nachgerückt, haben sich vor allem in ländlichen Gebieten ausgebreitet und kämpfen dort um die Macht. Das lasse Menschen fliehen, sagt Stefan Peters.