14.01.2020. Knapp fünf Jahre nach dem Beginn der „Flüchtlingskrise“ 2015 spaltet der Streit über den Umgang mit Migranten und Flüchtlingen nach wie vor die Europäische Union. Auch die Rolle der Medien wird weiterhin thematisiert und häufig kritisiert: Haben sie die gesellschaftliche Wirklichkeit adäquat wiedergegeben, sind sie ihren Informationspflichten nachgekommen? Wurden LeserInnen in Deutschland anders informiert als in Ungarn und haben spanische und polnische BürgerInnen ein ähnliches Bild von den Ereignissen 2015/2016? Die Antworten auf diese Fragen sind relevant für die krisengeschüttelte und gespaltene EU, kann ein demokratisches Gemeinwesen doch auf Dauer nicht ohne eine gemeinsame Öffentlichkeit bestehen.
Die OBS-Studie „Stumme Migranten, laute Politik, gespaltene Medien“ von Prof. Dr. Susanne Fengler und Marcus Kreutler liefert Fakten für die Debatte. Erstmals wurde – unterstützt von einem internationalen Forschungskonsortium – die Berichterstattung in 16 europäischen Ländern und den USA zu den Themen Flucht und Migration vergleichend untersucht. Das zentrale Ergebnis: Die eine Migrationsberichterstattung gibt es nicht, stattdessen prägen markante inhaltliche Unterschiede die Medienlandschaft Europas.
Robert D. Meyer fasst die Studie in einem Beitrag zusammen: Migrant als Statist, in: Neues Deutschland 17.01.2020. Quelle: https://www.neues-deutschland.de/artikel/1131546.berichterstattung-migranten-nur-als-statisten.html. Darin heißt es unter anderem: "Am meisten werde über die Politik berichtet, am wenigsten über die Betroffenen. Als Individuen erkennbar sind Migranten und Geflüchtete in nur 8 Prozent aller Beiträge, in 18 Prozent der Artikel kommen Bürger oder zivilgesellschaftliche Akteure in den Aufnahmeländern zu Wort."