30.08.2023 Mit einer Pressemitteilung macht die Seebrücke aufmerksam auf den heutigen "Tag gegen Abschiebehaft" und gedenkt der in Abschiebehaft gestorbenen Menschen.
Am 30. August ist der Tag gegen Abschiebehaft. Dieses Datum wurde ausgewählt, da an diesem Tag in verschiedenen Jahren Menschen in Abschiebehaft ums Leben gekommen sind: Kemal Altun, Kola Bankole, Rachid Sbaai und Altankhou Dagwasoundels, die jeweils am 30. August 1983 – 1994 – 1999 – 2000 durch das deutsche Abschiebesystem gestorben sind. Deshalb ist dieser Tag auch Gedenktag an all die Menschen, die bisher in Abschiebehaft gestorben sind.
Dazu Ahmad Ghrewati von der Seebrücke: „Abschiebehaft und Abschiebungen bedeuten für die Betroffenen enormen psychischen Stress bis hin zu Trauma und nicht selten Tod durch Suizid. Zahlreiche Beispiele von traumatischen Abschiebungen zeigen, dass die feindselige Eskalation gegen Geflüchtete nicht aufhört. Beispielsweise werden Geflüchtete mit Suizidgedanken in Kliniken während ihrer Behandlung von der Polizei willkürlich festgenommen und von dort zur Abschiebung gebracht. Im Abschiebegefängnis werden sie in Einzelzellen gesperrt. Dieser Handhabung versetzt Geflüchtete in Panik. Das ist keine Rechtsstaatlichkeit, die Menschenrechte respektiert!“
Mitte August wurde eine queere Person nachts aus der Psychiatrie in Schleswig-Holstein nach Schweden abgeschoben. Sie hatte nach dem Abschiebebescheid Suizid begehen wollen, da ihr in Schweden die Abschiebung nach Tunesien droht, wo sie als queere Person nicht sicher ist. Beispiele für Abschiebungen, die gewaltvoll aus einem vermeintlich sicheren Umfeld wie dem eigenen Zuhause, aus der Schule, dem Krankenhaus, von der Arbeitsstätte stattfinden, gibt es viele.
Maria Sonnek von der Seebrücke dazu: „Abschiebehaft ist menschenverachtend, denn Menschen, die nichts verbrochen haben, werden eingesperrt. Dies soll in Zukunft sogar noch länger möglich sein, so hat es Nancy Faeser angekündigt. Abschiebehaft ist Teil eines Systems, welches Flucht kriminalisiert und geht mit der Verhinderung von Seenotrettung, Pushbacks durch Frontex, die faktische Aushöhlung des Asylrechts durch die GEAS-Verschärfung und mit der Internierung Geflüchteter in Lagern an den europäischen Außengrenzen einher. Wir lehnen Abschiebehaft egal aus welchen Gründen ab! Wir fordern eine Politik, die Geflüchtete schützt statt abwehrt.“
Die Seebrücke ist eine breite zivilgesellschaftliche und antirassistische Bewegung, die sich für Seenotrettung, für sichere Fluchtwege und für die dauerhafte Aufnahme von geflüchteten Menschen in Deutschland einsetzt.