05.05.2022 Die Pressemitteilung der WHO-Regionaldirektion Europa schaffte es trotz dpa-Verbreitung nur in wenige Medien: "Die Inhaftierung von Geflüchteten und Migranten schlägt sich ... negativ auf die Gesundheit der Betroffenen nieder. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge verschlechtert sich die psychische Gesundheit von Migranten demnach im Laufe der Zeit in Gewahrsam. Die negativen Folgen könnten langfristig sein und die Betroffenen auch nach der Freilassung weiter begleiten." Vor allem Kinder müssten vor dem Freiheitsentzug während der Verfahren besser geschützt und dürften "niemals inhaftiert werden". Tatsächlich sei dies aber 2019 in 40 von 53 Staaten Europas der Fall gewesen.
Einen haftähnlichen Charakter weisen beispielsweise in Deutschland wohl die ZUEs "in der Pampa" auf (Zentrale Unterbringungseinrichtungen der Länder), weit entfernt von Orten und sozialen Einrichtungen und ohne Beschulung der Kinder. Auch bei den Lagern in Griechenland muss vom Entzug der Freiheit der dort mehr oder weniger erbärmlich Untergebrachten gesprochen werden.
Das Handelsblatt berichtete am 4. Mai 2022:
WHO Europa weist auf Gesundheitsfolgen von Einwanderungshaft hin
Die Inhaftierung von Geflüchteten und Migranten schlägt sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO negativ auf die Gesundheit der Betroffenen nieder. Besonders die psychische Gesundheit könne ernsthaft in Gewahrsam während der Migrationsverfahren leiden, erklärte das WHO-Regionalbüro Europa am Mittwoch in Kopenhagen. Einwanderungshaft etwa während des Wartens auf Abschiebebescheide sollte immer nur als letztes Mittel dienen, Alternativen sollten immer Vorrang haben. Es gehe letztlich darum, einen menschlicheren Ansatz zu wählen.
Das Recht auf Gesundheit müsse für alle Menschen geschützt werden, auch für Flüchtlinge und Migranten, betonte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge verschlechtert sich die psychische Gesundheit von Migranten demnach im Laufe der Zeit in Gewahrsam. Die negativen Folgen könnten langfristig sein und die Betroffenen auch nach der Freilassung weiter begleiten.
Viele Migranten würden in so schlechten Bedingungen wie in Gefängnissen gehalten - oder noch schlimmer, veranschaulichte die WHO Europa in einem begleitend veröffentlichten Video. Schlimmer mache das Ganze nur die Unsicherheit darüber, was mit ihnen geschehen werde. Kinder sollten dabei niemals inhaftiert werden, doch dies sei 2019 immer noch in 40 der 53 Staaten der WHO-Region Europa passiert.
Einwanderungshaft (immigration detention, ID) wird international unterschiedlich definiert. Zentraler Bestandteil dieser Definitionen ist aber, dass Flüchtlingen und Migranten während migrationsbezogenen Verfahren die Freiheit entzogen wird. Das kann, muss aber nicht in Haftanstalten oder ähnlichen Einrichtungen erfolgen.
WHO: Pandemie und Krieg wirken sich negativ auf psychische Gesundheit aus
Das WHO-Regionalbüro für Europa hatte zuvor auch auf negative Auswirkungen des Kriegs auf die psychische Gesundheit hingewiesen. Der bewaffnete Konflikt in der Ukraine wirke sich demnach auf das geistige Wohlbefinden von Millionen von Menschen aus. „Zehn Wochen Krieg in der Ukraine haben zu unberechenbarer Ungewissheit, Unsicherheit, Trauer und Verlust geführt“, sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge am Mittwoch in Kopenhagen.
Auch die Inhaftierung von Geflüchteten und Migranten schlage sich negativ auf die Gesundheit der Betroffenen nieder, erklärte das WHO-Regionalbüro Europa. Einwanderungshaft etwa während des Wartens auf Abschiebebescheide sollte immer nur als letztes Mittel dienen, Alternativen sollten immer Vorrang haben. Es gehe letztlich darum, einen menschlicheren Ansatz zu wählen.