13.06.2024 Die bloßen Zahlen sind erschreckend. Sie sprechen einen kontinuierlichen Anstieg der Zahlen in den letzten 12 Jahren, zuletzt von 8 Prozent oder 8,8 Millionen Menschen im Vergleich zum Vorjahr. Nicht vorstellbar ist das individuelle Leid der 117,3 Millionen Frauen, Kinder und Männer, das in der riesigen Gesamtzahl verschwindet.
Wir zitieren zwei Veröffentlichungen dazu:
13.06.2024 | Flüchtlingsrat NRW:
Die Zahl der Vertriebenen hat weltweit ein historisches Hoch erreicht. Laut dem aktuellen „Global Trends Report" des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR waren bis Mai 2023 insgesamt 120 Millionen Menschen gewaltsam vertrieben – mehr als die Bevölkerungszahl von Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden zusammen. Hauptursachen sind neue und anhaltende Konflikte sowie das Unvermögen, bestehende Krisen zu lösen.
Besonders der Konflikt im Sudan hat die Zahlen in die Höhe getrieben: Seit April 2023 wurden über 7,1 Millionen Menschen innerhalb des Landes vertrieben und weitere 1,9 Millionen flohen ins Ausland. Auch in der DR Kongo und Myanmar wurden Millionen vertrieben, während Syrien mit 13,8 Millionen Vertriebenen die größte Krise bleibt.
UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi fordert dringendes Handeln und die Einhaltung des Völkerrechts. Die Zahl der Binnenvertriebenen stieg auf 68,3 Millionen, was einem Anstieg von fast 50 Prozent in fünf Jahren entspricht. Die Zahl der Flüchtlinge beträgt 43,4 Millionen, wobei 75 Prozent in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen Schutz finden.
Trotz der hohen Zahlen gibt es positive Entwicklungen: 2023 konnten über fünf Millionen Binnenvertriebene und eine Million Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren. Zudem wurden etwa 160.000 besonders schutzbedürftige Flüchtlinge durch Resettlement-Programme unterstützt.
Den vollständigen Global Trends Report 2023 finden Sie hier.
Deutschlandfunk:
Die Zahl der Vertriebenen weltweit hat nach Angaben der Vereinten Nationen einen neuen Höchststand erreicht. Wie das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR bei der Vorstellung seines Jahresberichts in Genf mitteilte, waren Ende Dezember 117 Millionen Menschen auf der Flucht. Bis April kamen den Angaben zufolge noch einmal drei Millionen weitere Vertriebene dazu. Entwicklungsministerin Schulze nannte Zahlen „erschütternd“.
Damit hat die Zahl der Menschen, die weltweit auf der Flucht sind, um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr zugenommen – es ist der zwölfte Anstieg in Folge. Als Gründe dafür werden in dem Bericht neue und sich verändernde Konflikte genannt, aber auch seit langem bestehende Krisen und der Klimawandel.
Neue Krisen – und viele Dauerkonflikte
Ein Beispiel sei der Konflikt im Sudan, heißt es in dem Report. In dem nordostafrikanischen Staat am Roten Meer wurden seit Beginn der neuen Kämpfe zwischen Aufständischen und Regierungstruppen im April 2023 neun Millionen Menschen vertrieben. Drei Millionen waren in dem von Krieg und Armut geprägten Land schon vorher auf der Flucht. Weltweit am meisten Menschen sind nach wie vor durch den Krieg in Syrien innerhalb und außerhalb des Landes vertrieben worden. Nach Angaben des UNHCR befinden sich rund 14 Millionen Menschen aus Syrien auf der Flucht. Auch in der Demokratischen Republik Kongo und in Myanmar wurden Millionen von Menschen durch heftige Kämpfe innerhalb des Landes vertrieben. Im Gazastreifen mussten seit Oktober vorigen Jahres drei Viertel der rund zwei Millionen Bewohner ihr Zuhause verlassen, nachdem die israelische Armee ihre Gegenangriffe nach dem terroristischen Überfall der islamistischen Palästinensermiliz Hamas startete.
„Unzählige menschliche Tragödien“
„Hinter diesen drastischen und steigenden Zahlen verbergen sich unzählige menschliche Tragödien. Dieses Leid muss die internationale Gemeinschaft dazu bringen, dringend zu handeln und die Fluchtursachen zu bekämpfen“, erklärte UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi. Er forderte die internationale Gemeinschaft auf, umgehend zu handeln und gemeinsame Anstrengungen zur Bewältigung von Konflikten, Menschenrechtsverletzungen und der Klimakrise zu unternehmen.
Mehr als die Hälfte der 120 Millionen Flüchtlinge sind Binnenvertriebene, die in ihrem eigenen Land auf eine Verbesserung der Lage warten. Millionen andere suchen Zuflucht in Nachbarländern, um schnell wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. Allerdings sind auch die aufnehmenden Länder oft sowieso schon wirtschaftlich schwach – und dementsprechend überfordert mit der Versorgung der vielen Flüchtlinge, stellt der UNHCR-Bericht fest. Zudem leiden viele der Länder unter den Folgen der Klimawandels in Form von Dürren, Überschwemmungen und Ernteausfällen.
USA und Deutschland beliebte Ziele für Flüchtlinge
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze nannte die neuen Zahlen des UNHCR „erschütternd“. Die SPD-Politikerin forderte, dass die Entwicklungszusammenarbeit verstärkt werden müsse, um die Aufnahmeländer zu unterstützen und für die Flüchtlinge „Perspektiven vor Ort und für eine Rückkehr in die Heimat“ zu schaffen.
Die beliebtesten Ziele für Flüchtlinge, die ihrer Heimat dauerhaft den Rücken kehren wollen oder müssen, sind demnach die USA mit 1,2 Millionen Asylanträgen, heißt es in dem UNHCR-Bericht für 2023. Danach folgte mit großem Abstand Deutschland mit rund 330 000 Anträgen, vor Ägypten, Spanien und Kanada.