1 - 2020

Liebe Leserinnen und Leser, liebe in Asylpolitik und um geflüchtete Menschen Engagierte in Bonn,

inzwischen sind wir alle längst im Alltag des neuen Jahres angekommen. Trotzdem sollten wir das große Vorweihnachtsthema nicht vergessen: die minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge der griechischen Inseln und die Diskussion um die Forderung, zumindest einen Teil von ihnen in Deutschland aufzunehmen. Humanität, Fairness, Nächstenliebe, mitmenschliche Hilfe – diese Worte, diese Werte haben immer schon Hochkonjunktur in der Weihnachtszeit. Doch selten waren sie so offenkundig hohl wie am Jahresende 2019 bei den „C“-Parteien. Das zeigte sich in der Reaktion auf die breite, öffentlich vorgetragene Forderung, in einem einmaligen Akt zumindest einige hundert oder tausend unbegleitete Kinder und Jugendliche aus dem Elend der Flüchtlingslager auf Samos oder Lesbos ins reiche, warme, sichere Deutschland zu holen, wo ausreichend Platz bereit steht. Die Reaktion blieb nämlich aus. Weitgehendes Schweigen bei Regierungsverantwortlichen von -DU und -SU… Wenn doch jemand etwas sagte, war es ein Verstecken hinter Worthülsen: europäische Lösungen – keine Alleingänge – faire Verteilung sollten die Verweigerung tätiger Hilfe kaschieren. Konkrete Übernahmeangebote von Städten und Bundesländern wurden abgelehnt. Und dann folgte wieder tagelanges Schweigen, weil alle glücklich mit ihren Familien im Weihnachtsfest schwelgten. Ich erinnerte mich daran, dass diesen Politiker*innen vor kurzem ihr „C“ entwendet worden war. Zu Recht, das bestätigte sich in diesen Tagen.

Längst hat sich unsere Aufmerksamkeit anderen Themen zugewandt. Vielleicht flackerte kurz die Erinnerung auf, als die Jahreszahlen der Asylanträge bekannt gegeben wurden. Sie sanken erneut und liegen deutlich unter dem ausgehandelten „Korridor“, wie die Obergrenze jetzt genannt wird. Das unterstreicht einmal mehr, dass es in Deutschland alle Voraussetzungen und Möglichkeiten gibt, Schutzsuchenden den Schutz zu gewähren, den sie im Elend der Lager nicht erhalten.

Klar: Die Verteilung in Europa sollte fair geregelt und die Staaten Südeuropas müssen entlastet werden. Aber deshalb sollte nicht tatenlos abgewartet werden. Die Problematik wird auf der Tagesordnung bleiben. Dazu wollen auch wir beitragen (s. neue Beiträge auf unserer Webseite).

In diesem Sinne wünsche ich allen Leser*innen und Lesern ebenso wie uns selbst ein gutes Jahr 2020!

Mit freundlichen Grüßen

Susanne Rohde (für das Team von weltoffen). 16.01.2020

 

Unsere Themen heute:

  1. (bisher kaum) Termine und Hinweis auf Termine und Aktionen zum Vormerken

  2. Hinweis auf neue Beiträge auf unserer Webseite

  3. Neues Jahr – alte Politik: Am 14. 1. erfolgte der erste Abschiebungsflug des Jahres.

 

Termine:

 

Termine und Aktionen zum Vormerken:

  • Internationale Wochen gegen Rassismus / Tag gegen Rassismus am 21. März - Die Internationalen Wochen gegen Rassismus vom 16. bis zum 29. März 2020 stehen unter dem Motto „Gesicht zeigen – Stimme erheben“. Siehe https://stiftung-gegen-rassismus.de/iwgr . Wir von weltoffen wollen eine Straßenaktion für den 21. März vorbereiten und freuen uns, wenn andere das mit uns gemeinsam planen wollen: bitte melden! Über Möglichkeiten/Formen wollen wir kreativ beraten am Dienstag, 18.2., 16 Uhr, im Cassiusgarten, 1. Stock.

  • Bonner Ostermarsch am Samstag, 11. April, 14 Uhr. Er wird unter dem Motto stehen: „Kriege verhindern – Welt erhalten – Zukunft sichern“. Das Thema Flucht wird dabei natürlich eine Rolle spielen. Die Vorbereitung hat begonnen, der Aufruf erscheint demnächst.

  • Sonntag, 16. Mai: #HandinHand# – Rettungskette für Menschenrechte. Geplant ist das äußerst hohe Ziel einer Menschenkette von der Nordsee nach Italien. Sie wird auch durch Bonn, Beuel, Oberkassel, Königswinter und Bad Honnef führen. Wir meinen, wir sollten alle darauf hinarbeiten, dass die Menschenkette hier einen starken Eindruck hinterlässt. Siehe Konzept. Darin heißt es: „..wo die Verantwortlichen zaubern und mauern, steht die Zivilgesellschaft zusammen und zeigt ihre Stärke und ihren Mut für: ein offenes, buntes und friedliches Europa | die Schaffung sicherer Fluchtwege | die Bekämpfung der Fluchtursachen und nicht die Bekämpfung der Geflüchteten | einen humanen Umgang mit Menschen auf der Flucht | die Unterstützung und Entkriminalisierung der zivilen Seenotretter*innen | ein europäisches Seenotrettungsprogramm.

 

2. Hinweis auf neue Beiträge auf unserer Webseite:

Bund

  • Viele Aussagen und Stellungnahmen von Dezember sind auch in unserer Rubrik aktuelle Zitate zu finden.

 

Bonn

 

3. Abschiebungen nach Afghanistan wurden fortgesetzt. Am Dienstag, 14.01.startete wieder ein Abschiebeflieger. Tom Nowottny, Initiator der Petition stellte in seinem jüngsten Rundschreiben zwei Betroffene ausführlich vor. Für diese Sammelabschiebung werden 2 Fälle vorgestellt. Hier lesen