17 - 2020

Liebe in Asylpolitik und um geflüchtete Menschen und die Seenotrettung Engagierte in Bonn,

„Moria“ ist wieder aus den Schlagzeilen verschwunden. Die meisten der Geflüchteten, die dort verharren mussten, haben sich widerstrebend und unter Druck im neuen Lager Kara Tepe eingefunden. Es soll keinesfalls die Evakuierung aufs Festland geben, wie sie von Geflüchteten, den Einwohner*innen von Lesbos und der Solidaritätsbewegung in den europäischen Ländern gefordert wird. Auch die angebotene Aufnahme z. B. in 170 deutsche Städten und Gemeinden soll nur in geringem Umfang gestattet werden.

Angeblich als Übergangslösung sind in Kara Tepe auf ehemaligem Militärgelände die großen Zelte des UNHCR aufgebaut, die ich bisher nur nahe den Kriegs- und Krisengebieten Afrikas und Asiens verortet hatte. Jetzt stehen sie in einem Land der EU – ein Angebot der Hilfe, aber auch ein Zeichen der Schande Europas. Die Schande wird verewigt. Schon jetzt ist das neue Lager an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen. Auf mehrere Hundert stieg die Zahl von Corona-Infizierten, sie wird vermutlich drastisch weiter steigen.

In diesen Tagen wird die EU-Kommission ihr Asyl-Reform-Konzept vorlegen. Es zeichnet sich deutlich ab, dass die Reform auf weitere Abriegelung der Festung Europa hinauslaufen wird, mit finanziellen und militärischen Mitteln. Ebenso zeichnet sich ab, dass Flüchtende weiter Wege suchen und finden werden um zu leben, und dafür auch den Tod riskieren.

Kein Mensch ist egal! Das ist ein Leitmotiv für die Solidarität mit den Geflüchteten aller Lager ebenso wie für die zivile Seenotrettung, die auch in diesen Tagen blockiert wird. Wir werden lange und beharrlich an diesem Leitmotiv festhalten müssen, zum Beispiel mit den wöchentlichen Mahnwachen, die ermutigenden Zulauf und Zustimmung erhielten. Mir fällt der Titel aus der Friedensbewegung ein: „Das weiche Wasser bricht den Stein“. Warum nicht auch den der Festung Europa?

Mit diesem Newsletter werbe ich für die Kundgebung der Bonner Seebrücke und ihrer Gruppen, auch morgen zur Kundgebung auf den Markt zu kommen und Zeichen zu setzen.

Wie üblich weise ich auch auf neue Beiträge auf unserer Webseite hin, die mehr denn je als Findort genutzt wird, wie mir die Besucher*innenstatistik anzeigt. Nach kurzem Urlaub abseits des Netzes habe ich für mich selbst wie für alle Interessierten viele Stimmen zu Moria zusammengetragen, die nicht vergessen werden sollten. Auch über das Geschehen bei der Seenotrettung und auf Fluchtwegen gibt es Aktuelles zu berichten.

Wie immer freue ich mich über die Aufmerksamkeit und danke fürs Lesen.

Mit freundlichen Grüßen

Susanne Rohde (für das Team von weltoffen)

Unsere Hinweise:

Neue Beiträge und Hinweise bei uns

22.09.2020 ALAN KURDI wartet weiter vor Lampedusa auf Einfahrt in sicheren Hafen

20.09.2020 "Sea-Watch 4" sitzt in Palermo fest

20.09.2020 Noch kein sicherer Hafen: Sea-Eye Rettungsschiff ALAN KURDI erreicht Lampedusa  Unter den 133 Geretteten sind 62 Minderjährige...121 Migranten sind in der Nacht auf Sonntag auf Lampedusa eingetroffen...21.417 Migranten sind seit Anfang 2020 auf dem Seeweg in Italien eingetroffen. Im Vergleichszeitraum 2019 waren es 6.543 gewesen...

19.09.2020  Crew der ALAN KURDI rettet 114 Menschenleben aus zwei Booten

19.09.2020  Neues Lager an Kapazitätsgrenze Knapp 13.000 Menschen waren durch den Brand im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos obdachlos geworden - 9000 von ihnen sind inzwischen im neu errichteten Übergangslager untergekommen. Das ist jetzt fast voll: Platz für alle gibt es nicht. ...Tests bei 213 Menschen positiv ...

18.09.2020 ... etwa 6000 der über 13.000 obdachlos gewordenen Flüchtlinge in das neue Lager Kara Tepe auf Lesbos ... Mehr 150 Menschen wurden positiv auf das Coronavirus getestet.

17.09.2020 Nach Blockade der Sea-Watch 3 und unseres Flugzeugs Moonbird droht die Festsetzung der Sea-Watch 4

15.09.2020 Auf ... Samos ist .. nahe dem Flüchtlingslager Vathy ein Feuer ausgebrochen.

14.09.2020  ...provisorisch aufgebautes Camp nur wenige Kilometer neben dem abgebrannten Flüchtlinglager Moria, auf dem Gelände des ehemaligen Schießübungsplatzes Kara Tepe.   "Asylanträge werden nur für diejenigen bearbeitet, die im neuen Camp sind. Das neue Camp ist keine freiwillige Sache, es ist Pflicht", stellte der Minister .. klar. Jeder der ins Land gekommen sei, müsse auch die Gesetze respektieren."