Newsletter 18. 4. 2016

Gespeichert von Susanne Rohde am Mo., 18.04.2016 - 12:02 Uhr

Liebe an Flüchtlingspolitik Interessierte und in der Unterstützung der Zugewanderten Engagierte in Bonn,

 

auch unser neuer Newsletter thematisiert Fragen der Unterbringung. Nicht zufällig, denn aus unserer Sicht gibt es vor allem in dieser Frage kommunalen Handlungsbedarf und Entscheidungsmöglichkeiten.

Gelingt es in Bonn, zukunftsfähig mit dem von vielen Seiten eingeforderten Wohnungsbau zur Behebung des eklatanten Wohnungsmangels für verschiedene Bevölkerungsgruppen zu beginnen oder beschränkt sich das Planen und Handeln von Politik und Verwaltung auf temporäre Unterbringungsmöglichkeiten? Und bei Letzteren: Wie sollen sie beschaffen sein, wo eingerichtet werden?

Lesen Sie hierzu die Beiträge

  1. Zur neuen Unterkunft in der Maarstraße :

    Es bleibt beim Nein zur Unterbringung in Turn- oder Gewerbehallen

  2. Paulusheim und Ledenhof müssen geräumt werden

  3. Zur Beschaffung weiterer Container:

    Die Container sind rausgeworfenes Geld“ laut SZ-Interview mit dem Präsidenten der Deutschen Bauindustrie

  4. Praktisch, behaglich und preiswerter:

    Entwurf von Bonner Architekten für Holzhäuser

 

Mit freundlichem Gruß

Susanne Rohde für weltoffen

 

Zu 1. Unterkunft in der Gewerbehalle im Gewerbegebiet Beuel-Ost

Hier sollen Menschen wohnen?“ Mit dieser entsetzten Fragestellung aus der Infoveranstaltung am 13. 4. 2016 macht der Bonner GeneralAnzeiger seinen Bericht am 15. 4. 2016 auf und verweist damit auf das Hauptproblem: Es betrifft Menschen!

Beim Gang durch die riesige Halle fällt sofort auf, wie laut sich sämtliche Geräusche, Schritte, Stimmen darin verbreiten: Betonboden, Betonwände. Überwiegend Kunstlicht, Fenster, die sich anscheinend nicht öffnen lassen. Am Rande der Halle sind beispielhaft Unterkunftsabteile aufgebaut, mit denen nach und nach die große Fläche gefüllt werden soll: Drei mal vier Meter Raum für vier Liegen, vier Kisten, um die Habe zu verstauen, eine Kleiderstange mit einem Bügel pro Person. Jedes Abteil ist bis auf eine Eingangsöffnung im wahrsten Sinne des Wortes eingezäunt, denn die zwei Meter hohen „Wände“ sind Bauzäune, die zum Sichtschutz mit Plastikplanen verhängt sind. Nicht einmal die Plastikkisten lassen Privatatmosphäre zu, denn sie sind durchsichtig und nicht verschließbar.

Bitte lesen Sie hier weiter: http://www.weltoffen-bonn.de/content/gewerbehalle-der-beueler-maarstrass...

 

Zu 2. Räumung der Wohnunterkünfte in Endenich und Beuel

 

Die für die Unterbringung Geflüchteter so gut geeigneten Gebäude des Endenicher Paulusheims und des Vilicher HPH Ledenhof waren von Anfang an nur vorübergehend zu nutzen. Schließlich gab es den Leerstand dort, weil die Gebäude wegen Neubaumaßnahmen abgerissen werden sollen. Jetzt steht die Räumung beider Unterkünfte an.

Schweren Herzens müssen die im Ledenhof Untergebrachten, Geflüchtete ebenso wie die Menschen mit Behinderung, in diesen Wochen die vertraut gewordene Umgebung verlassen.

 

Zu 3. „Die Container sind rausgeworfenes Geld“

So überschrieb die Süddeutsche Zeitung vom 11. April 2016 ihr Montagsinterview mit dem Unternehmer und Lobbyisten Thomas Bauer über bezahlbaren Wohnraum für Flüchtlinge und weitere Themen der Bauindustrie in Deutschland, aus dem wir zitieren:

Frage SZ: "Der Zustrom von Flüchtlingen und die für die Unterbringung nötigen Investitionen müssen für den Bau wie ein kleines Konjunkturprogramm wirken oder?

Antwort: Das wird überschätzt.

Warum?

Weil immer neue Container gekauft werden, statt schnell bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die Container sind rausgeworfenes Geld. Ich habe Verkehrsminister A. Dobrindt und Bauministerin B. Hendricks schon oft gesagt, baut bundesweit in den Kommunen Häuser mit 20, 30 Wohneinheiten für sozial schwache Familien.

Es gibt doch eine Wohnungsbau-Offensive.

Die nützt vielleicht mittelfristig, aber wir brauchen die Wohnungen jetzt, sofort, dieses Jahr. Wir können doch die Menschen nicht ewig in Containern unterbringen. Die Container aus China kosten im Extrem bis zu 3000 Euro pro Quadratmeter. Irgendjemand verdient da ein wahnsinniges Geld daran. In fünf Jahren will da niemand mehr drin wohnen, dann müssen die Container verschrottet werden. Das ist völlig absurd.

Was ist die Alternative?

Häuser aus Ziegeln, Dach drauf, das kriegt man, wenn man einfache Materialien einsetzt, für 1500 Euro pro Quadratmeter. Es muss doch kein Super-Super-Standard sein. Das wären dann eben Häuser wie in den 50er- und 60er-Jahren, da wohnen heute auch noch Millionen Menschen drin.

Wieso kommt aus der Bauindustrie kein konkreter Vorschlag für solche Häuser?

Es gibt Vorschläge in Massen. Es mangelt nicht an Vorschlägen, es mangelt an Mut.

Wem?

Den Kommunen. Aber die verzweifeln an der Bürokratie, ….. Die meisten Firmen, die Wohnungen bauen, sind gerade ganz gut ausgelastet. Aber ich fände es gut, weil die Bauwirtschaft zeigen könnte, dass sie ihren Beitrag zur Bewältigung der Zuwanderung leisten will und kann. ..." (Die Hervorhebungen wurden von uns vorgenommen.)

Der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie vertritt mit seinen Aussagen natürlich die Interessen seines Verbandes. Doch seine Schlussfolgerung entspricht auch den Interessen der vielen Wohnungssuchenden, ob Flüchtlinge oder schon länger hier Lebende. Denn ihnen fehlen preiswerte Mietwohnungen, weil im Interesse von Rendite für Investoren seit Jahren vor allem hochpreisiges Wohneigentum gebaut wurde.

 

Zu 4. Bonner Architekten präsentieren Alternative zu Containern

Vielversprechend erscheint der Entwurf von Bonner Architekten, der am 16. 4. im General Anzeiger vorgestellt wurde. Die von ihnen entwickelten zweistöckigen Holzhäuser sind offenbar in jeder Beziehung den Containern vorzuziehen: Sie sind deutlich freundlicher und angenehmer, beinhalten sogar Küchen, und sind dazu noch preiswerter als die Stahlcontainer, lassen sich als temporäre Bauten aber genauso gut an andere Plätze für die Weiternutzung umsetzen. Vielleicht können sie sogar in der Region hergestellt werden und müssen nicht von China hierher anreisen?

Den Architekten zufolge könnten sie demnächst schon in Pützchen als temporäre Flüchtlingsunterkunft aufgestellt werden, wenn die Stadt Bonn hierfür den Auftrag erteilt.

http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/stadt-bonn/Kubus-Haus-statt-Con...

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