Newsletter 29. 6. 2016

Gespeichert von Susanne Rohde am Mi., 29.06.2016 - 15:57 Uhr

Liebe Engagierte in der Bonner Flüchtlingspolitik und – unterstützung,

mit diesem Newsletter sprechen wir wieder lokale und auch bundesweite Themen und Angebote an:

  1. DRK übernimmt Führung der Unterkunft Poliklinik

  2. Aus Anlass des Weltflüchtlingstages im Juni: ...weil es uns reicht! Beurteilung der Situation und umfassende Zusammenstellung der Einschränkungen im Asylrecht durch den Kölner Flüchtlingsrat

  3. Förderung neuer Projekte durch das Bonner Spendenparlamentes

  4. Rückblick auf Welcome2Stay

  5. Hinweis auf „Leicht zum Lesen“

  6. Literaturhinweis: Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen

  7. Veranstaltungshinweise: UN-FLÜCHTIG #3

    American Summer Camp 11.-16.07.2016 für Kinder

 

Danke für Geduld und Aufmerksamkeit beim Lesen!

Mit freundlichen Grüßen

Susanne Rohde für weltoffen

www.weltoffen-bonn.de

 

Zu 1.: DRK übernimmt Führung der Unterkunft Poliklinik

Die Gemeinschaftsunterkunft in den Gebäuden der alten Poliklinik ist mit 450 BewohnerInnen wohl die größte Unterkunft in Bonn. Die Verantwortung für ihren Betrieb und die Betreuung der Menschen lag bisher in den Händen der Stadt und ihrer Verwaltung. Nun behält diese nur noch das Gebäudemanagement in eigener Verantwortung, alle anderen Aufgaben wurden dem DRK übertragen. Die neue Entwicklung ist sicher Ausdruck des Übergangs vom Krisenmanagement zum Regelbetrieb und zur stärkeren Professionalisierung.

Die Veränderung überraschte die Ehrenamtlichen, die damit neue Ansprechpartner erhalten und sich fragen, welche Veränderungen ihrer Tätigkeit sich daraus entwickeln. Sie werden auch feststellen, in welche Richtung die Veränderungen für BewohnerInnen und Ehrenamtliche weisen: Stellen sie sich als Verbesserung dar oder gibt es Einschränkungen der Betätigung?

Die Mehrzahl der großen Unterkünfte in Bonn läuft mittlerweile unter der Leitung des DRK. Dieses bietet sich der Stadt als kompetenter Partner an und hat bisher mögliche Konkurrenten ausgestochen. Ob bei der Beauftragung des DRK auch eine (inoffizielle) Rolle spielt, dass in der Person von Georg Fenninger eine enge Verbindung zwischen Ratsmehrheit und DRK Bonn besteht? „Ich bin als hauptamtlicher Geschäftsführer der CDU-Ratsfraktion tätig. Zudem bin ich ehrenamtlicher Vorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes in Bonn,“ schreibt das langjährige Stadtratsmitglied auf der Seite der CDU-Fraktion. Das DRK selbst schreibt als „Aktuell“ zur Flüchtlingshilfe: „derzeit betreut das DRK in Bonn 1.300 Flüchtlinge in Bonn und Alfter.“

Für das DRK stehen die Grundsätze der Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität und Freiwilligkeit an oberster Stelle. Und natürlich ist das DRK auch als gemeinnützig anerkannt, unbestritten. Doch aufmerksamen BeobachterInnen stellt sich dabei auch die Frage: Inwieweit geht es hier neben der Hilfeleistung aus Menschlichkeit auch um wirtschaftliche Interessen eines Verbandes? Entwickelt sich das DRK zu einem mächtigen Player, vielleicht sogar Monopolisten, von dem die Stadt abhängig wäre? Und wie sieht es tatsächlich mit der Kompetenz der Hauptamtlichen vor Ort und bei den neu zu schaffenden Stellen aus, da es ja allgemein bekannt ist, dass von allen Institutionen, Verbänden, Ämtern händeringend mehrsprachige Fachkräfte gesucht werden? Dies sind Fragen, wohlgemerkt. Die Ehrenamtlichen sollten einen kritischen Blick wahren auf alle Rahmenbedingungen, die für die Zugewanderten geschaffen werden.

 

Zu 2.: … weil es uns reicht!

So beginnt der Kölner Flüchtlingsrat e. V. seine Sonderausgabe der „flüchtlingspolitischen Nachrichten“ zum Weltflüchtlingstag am 21. Juni, in der er die derzeitige Lage kommentiert und die Einschränkungen im Asylrecht umfassend beschreibt:

„Wir erleben zurzeit in der Europäischen Union und auch in Deutschland, wie leicht und einfach es ist, Recht zu beugen, Recht zu brechen und menschenrechtliche Standards auszuhebeln. Die EU ist hinsichtlich einer gemeinsamen rechtsstaatlichen Flüchtlingspolitik sowie einer den Menschenrechten verpflichteten Wertegemeinschaft gescheitert. Von der leichten Aufbruchsstimmung auf dem Gipfel der EUStaatschefs von Tampere 1999, die eine Harmonisierung des Asylrechts mit gleichen Standards bei der Aufnahme der Flüchtlinge und der Ausgestaltung der Asylverfahren prophezeite, ist nichts mehr übrig. Wir haben keine Flüchtlingskrise, sondern eine politische Krise der EU, eine neue Phase der Entdemokratisierung, der Entsolidarisierung und der Entmenschlichung!

Die Zielsetzung des Friedensnobelpreisträgers ist klar: Drastische Reduzierung der Zugangszahlen. Und hier sind fast alle Mittel Recht:

- Die Außenmauern der EU sollen so gut wie unüberwindbar,

- die Aufnahmebedingungen radikal verschärft,

- die nationalen asyl- und ausländerrechtlichen Regelungen dramatisch

verschärft und

- die Zahl der Abschiebungen erhöht werden.

Nein, diese Maßnahmen sind nicht Recht - sie sind Unrecht!

Die Schließung der sog. Balkanroute, der militärische Ausbau der südöstlichen EU-Außengrenzen, der entlarvende „Flüchtlings-Deal“ der EU mit der Türkei und Vieles mehr führen dazu, dass Flüchtlinge in ihrer Not wieder gezwungen werden, gefährliche Fluchtwege zu nehmen. Die EUPolitiker_innen kennen dieses Dilemma genau und nehmen es billigend in Kauf, dass die Zahl der Toten wieder steigt. …        Bitte hier weiterlesen: http://www.weltoffen-bonn.de/politisches-forum

 

Zu 3.: Rückblick auf Welcome2Stay

In ihrer Pressemitteilung bilanzierten die Veranstalter am 13. Juni 2016:

„+++ Mehr als 800 Aktive bei Welcome2Stay in Leipzig +++ Starke politische Stimme für Solidaritätsbewegung +++ Erneutes Treffen im September im Anschluss an antirassistische Demonstration geplant +++

Mit deutlich mehr Teilnehmenden als von den Organisatorinnen und Organisatoren erwartet, ist “Welcome2Stay” in Leipzig zu Ende gegangen. Mehr als 800 Aktive aus Willkommensinitiativen, migrationspolitischen, antirassistischen und selbstorganisierten Gruppen sowie zivilgesellschaftlichen Organisationen beteiligten sich vom 10. bis 12. Juni an der bundesweiten Zusammenkunft. Der Prozess wird weitergehen:
Die Aktiven einigten sich in Leipzig bereits auf ein erneutes Treffen am 4. September in Berlin – einen Tag nach einer bundesweiten Demonstration des Bündnisses “Aufstehen gehen Rassismus” sowie Aktionen des Blockupy-Bündnisses in der Hauptstadt.

Diana Henniges von Moabit Hilft: “Nach diesen spannenden und ergebnisreichen Tagen ist klar, dass unsere Vielfalt und Unterschiedlichkeit auch eine große Chance ist. Dies wollen wir zur Grundlage unserer weiteren bundesweiten Zusammenarbeit machen, um der Solidaritätsbewegung eine starke politische Stimme jenseits der etablierten Parteien zu verleihen”.

An drei Tagen fanden über 30 Workshops und Podiumsdiskussionen statt, außerdem ein Filmfestival, Ausstellungen, Kinderprogramm, gemeinsame Mahlzeiten und Abendprogramm. Teilweise konnten die Diskussionen im Livestream verfolgt werden. Das Programm endete am Sonntag mit einer politischen Versammlung, die über die Zukunft der Bewegungen diskutierte und die nächsten gemeinsamen Schritte verabredete. ..."

Lesen Sie bitte hier weiter   http://welcome2stay.org/de/startseite/

 

Zu 4.: Projektförderung des Bonner Spendenparlamentes

Auf seiner Vergabesitzung am 8. Juni 2016 hat das Bonner Spendenparlament die Förderung folgender Projekte beschlossen:
1. "Wir schaffen das doch" -Integration von Flüchtlingen
       Projekträger: Abenteuer Lernen e.V.
An den wöchentlichen Treffen in der Beueler Tapentenfabrik können Menschen aller Altersstufen (bis 80 Jahre), verschiedener Nationalitäten und Religionen sowie Kinder ohne eigene Familie, ganze Familien, alleinstehende Männer und Frauen teilnehmen, um gemeinsam zu nähen, zu werken, zu gestalten, zu spielen, zu kochen, untereinander Kontakt aufzunehmen und Hilfe zur Bewältigung von Alltagsproblemen bekommen.

2. "Darauf kommt es an! Kompetenzen für Arbeit, Ausbildung und Demokratie"-Seminar zur Berufsorientierung für geflüchtete Jugendliche"
Träger: Ausbildung statt Abschiebung (AsA) e.V.
In einem mehrtägigen Seminar sollen jugendliche Flüchtlinge über die Entdeckung eigener Stärken und Fähigkeiten erkennen können, welcher Berufswunsch ihrer jeweiligen Persönlichkeit am nächsten kommt.

3. "Frauen für den Beruf fit machen"-Interkulturelle Workshops
Träger: Bonner Institut für Migrationsforschung und interkulturelles Lernen (BIM)e.V.
In sechs Workshops sollen Frauen mit Migrationshintergrund ein Berufscoaching erhalten, bei dem sie entsprechend ihrer Qualifikation und Ansprüche für einen erfolgreichen Berufseinstieg/Wiedereinstieg.

„Es ist erfreulich, wie groß die Vielfältigkeit und Unterschiedlichkeit der geförderten Projekte ist, die das Ankommen und den Weg der Geflüchteten in Bonn erleichtern sollen und werden. Erfreulich ist ebenso die große Spendenbereitschaft von Bonner BürgerInnen, die auf diesem Wege ihre Offenheit gegenüber den Geflüchteten zum Ausdruck bringen,“ so Ilse Jacobs von weltoffen und IFZ.

 

Zu 5.: "Leicht zum Lesen"

Viele Ehrenamtliche, die für Geflüchtete Sprachkurse oder Sprachförderung anbieten, sind immer auf der Suche nach geeignetem Material. Tipps und Links zu leicht verständlichen Texten für Geflüchtete und Zugewanderte sind auf der Seite https://multisprech.org/leicht-zum-lesen/ zu finden, wie wir als ein Ergebnis des Erfahrungsaustausches bei Welcome2Stay erfuhren.

 

Zu 6.: Literaturhinweis

Dima Zito / Ernest Martin: Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen

Ein Leitfaden für Fachkräfte und Ehrenamtliche, inklusive Checklisten zum Downlaod

2016, 102 Seiten, broschiert, € 12,95

ISBN 978-3-7799-3393-9 , Verlag Beltz Juventa, Auch als E-Book erhältlich

„Die Flüchtlingszahlen weltweit und auch in Deutschland sind auf einem historischen Höchststand. Und immer mehr professio­nelle und ehrenamtliche HelferInnen sind – oft zum ersten Mal – direkt mit Flüchtlin­gen konfrontiert. Ein großer Teil der Flücht­linge (Studien gehen von ca. 40 % aus) ist durch Kriegs- und Gewalterlebnisse in den Herkunftsländern und auf der Flucht traumatisiert. Was bedeutet das für die Arbeit mit den Betroffenen? Dieser Leitfaden vermittelt Grundkenntnisse zur Situation von Flücht­lingen, zur Entstehung und der Symptoma­tik von „Traumafolgestörungen“ und zum Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen. Anhand traumapädagogischer Leitlinien wird reflektiert, wie Sie in Ihrem beruflichen oder ehrenamtlichen Alltag mit Flüchtlin­gen stabilisierend und ressourcenorientiert wirken können. Abschließend geht es um Selbstfürsorge und den Schutz vor Sekundärtraumatisierungen“, heißt es in der Verlagsankündigung.

 

Zu 7.: UN-FLÜCHTIG #3

am Samstag, dem 02. Juli 2016 um 18 Uhr im theaterimballsaal

UN-FLÜCHTIG geht mit der dritten Ausgabe weiter und präsentiert diesmal mit Tagebuchnotizen einen Einblick in den Bonner Alltag von Nirmin, Moaz und Bashar.

Was bisher geschah: Im November 2015 lernten Bettina Marugg und Sonnhild Schietzel die nach Bonn geflüchteten Syrer Bashar Omar, Abdullah Juoma, Moaz Chachit, seine Schwester Nirmin und ihre Kinder Rami und Karim kennen. Sie besuchten eine Moschee, kochten zusammen ein syrisches Mahl, absolvierten gemeinsam mehr oder weniger erfolgreich Behördengänge, bewältigten Hindernisse und redeten viel miteinander und erfuhren einiges voneinander.

In UN-FLÜCHTIG #1, gewährte Bettina Marugg den Besuchern im Ballsaal einen Einblick in ihr persönliches Protokoll dieser Begegnungen, während Bashar, Abdullah, Mouaz und Nermeen über unterschiedliche Ereignisse ihrer Flucht und ihrer Gedanken hier in Deutschland berichteten.

In UN-FLÜCHTIG #2 konnte das Publikum sich in sehr unterschiedlichen Räumen und Szenarien den jungen Syrerinnen und Syrern annähern. Im Fokus standen nicht Themen der großen Politik, sondern Persönliches. Es ging um die Intensivierung von Begegnung, ums Zuhören, Schauen, Fragen.

Für UN-FLÜCHTIG #3 haben Bashar, Nirmin und Moaz tagebuchartig aufgezeichnet, was sie in ihrem deutschen Alltag erleben, was sie überrascht, was sie bewegt. Frank Heuel wird dieses Aufzeichnungen mit Bettina MArugg und Andreas Meidinger, beide Mitglieder des fringe ensemble auf die Bühne bringen.

Wie auch bei den letzten beiden Folgen gilt: Freiwilliger Eintrittspreis (Jeder zahlt, was er möchte und/oder kann.) Reservieren Sie bitte Ihren Platz telefonisch unter 0228 797901 oder per E-Mail: karten@theater-im-ballsaal.de

Eine Produktion des fringe ensemble in Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk Bonn.

 

Zu 7.: American Summer Camp 11.-16.07.2016

Als FeG Bonn veranstalten wir diese Sommerferien ein Ferienangebot für Teenager, zu dem auch herzlich Flüchtlinge und Asylsuchende Kinder eingeladen sind. Über das Paulusheim nehmen schon einige Kinder daran teil, aber wir haben noch Plätze frei und evtl. gibt es auch noch weiteren Bedarf. Wir werden vor Ort Mitarbeiter haben, die Arabisch bzw. Farsi Sprachen sprechen. Die Anmeldung erfolgt zentral über unsere Website: https://www.fegbonn.de/american-summercamp-2016/  Wir haben zurzeit 37 Anmeldungen und können maximal 60 Teilnehmer betreuen, schreibt der Veranstalter und wendet sich an Interessierte mit folgenden Worten:

Für wen? Du bist zwischen 10 und 17 Jahre alt? Du bist sportbegeistert und hast Spaß an Englisch? Dann bist du richtig beim American Summercamp!

Um was geht es? Du lernst amerikanische Sportarten wie Flag-Football, Baseball und Lacrosse und kämpfst anschließend im Team um Medaillen und den Finalsieg. Durch die Kommunikation mit den amerikanischen Trainern kannst du deine Englischkenntnisse ausprobieren verbessern. Neben den verschiedenen Sportarten lernst du wie man mit Herausforderungen im Sport und Leben umgeht. Die Trainer zeigen dir, wie du dich motivieren kannst damit du deine Ziele erreichst, aber auch wie du mit Schwierigkeiten umgehen kannst, damit du Konflikte im Team lösen kannst.

Wann und wo? Vom 11.-16. Juli 2016, jeweils von 9.00 bis 17.00 Uhr auf dem Kunstrasenplatz Beuel (Am Stadion, 53225 Bonn). Am letzten Tag gibt es von 9.00 bis 13.00 Uhr ein spektakuläres Finale mit Siegerehrungen.

Was kostet das? 50 Euro pro Teilnehmer (Mittagessen und Getränke sind im Beitrag enthalten). Kostenlose Anmeldung möglich für Kinder mit Bonnausweis.
Anmeldung unter: https://www.fegbonn.de/american-summercamp-2016/ 
Rückfragen beantwortet Tim Dyck telefonisch unter 01522 8741456 oder per Email tim.dyck@fegbonn.de