Flüchtlingsunterbringung: Gewerbehalle in Beuel-Ost wird als Unterkunft hergerichtet

05.04.2015. Nach Turnhallenunterkunft und Plänen zur hochkonzentrierten Unterbringung in Beuel-Nord jetzt Eröffnung einer Gewerbehalle im Gewerbegebiet als Flüchtlingsunterkunft

Die unausgewogenen Pläne der Verwaltung zur Einrichtung „temporärer“ Flüchtlingsunterkünfte mit Konzentration um Vilich-Müldorf hatten Ende März energischen Widerstand von Bevölkerung und Politik erfahren. Dieser richtete sich nicht gegen die Flüchtlingsaufnahme als solche, sondern um die Dimensionen von weit mehr als 1000 Plätzen, die nach Vorschlag der Verwaltung um den kleinen Ortsteil geschaffen werden sollen.

Während Bürgerschaft und Politik noch bemüht sind, die Wogen zu glätten, gibt die Verwaltung nach erfolgreicher Anmietung einer Gewerbehalle ein neues Projekt bekannt.

In der früheren UPS-Halle im Gewerbegebiet in Beuel-Ost sollen ab Mitte April zunächst 100 bis 150 Menschen einziehen. Bis zu 500 sollen dort unterkommen können.

„Unser oberstes Ziel bleibt, so wenig Menschen wie möglich in Turnhallen unterzubringen,“ so der amtierende Sozialdezernent Martin Schumacher laut Pressemitteilung vom 31. 3. 16. „Deshalb arbeiten wir intensiv an Alternativen.“ Das ist schön für den Sport.
Aber ist die Unterbringung in einer Gewerbehalle für die darin Untergebrachten besser als die in einer Turnhalle? Auch hier fehlt jede Rückzugsmöglichkeit, fehlen Ruhe und Sicherheitsgefühl.
Dazu kommt, dass diese Gewerbehalle in der Maarstr. 96a fern von jeglicher Infrastruktur in einem Gewerbegebiet liegt. Es sei denn, man wollte eine Bushaltestelle (Mo bis Fr alle 30 Min. nach Ramersdorf oder Hangelar, Sa alle 60 Min., So kein Bus), einen Imbiss, eine Moschee und zwei kleinere Wohnhäuser als Infrastruktur bezeichnen!
Anlieger und Interessierte sollen durch den Betreiber Rotes Kreuz in einer Veranstaltung  vor Ort am 13. April informiert werden.

Im Herbst 2015, auf dem Höhepunkt der massenhaften Zuwanderung, wurde einhellig festgestellt: Gewerbehalle, Gewerbegebiet gehen gar nicht! Dass jetzt, da sich die Lage endlich etwas entspannt hat und keine Spontanlösungen mehr gesucht werden müssen, hier in Bonn Gelder in die Aufrüstung einer Gewerbehalle zur Unterbringung von Menschen gesteckt werden, ist schlimm. Und es widerspricht dem Anspruch der Stadt Bonn und auch der Bonner BürgerInnen, wie Menschen in der Fürsorge unserer Stadt leben sollten.

Dem stellt die Verwaltung entgegen: Hier sollen die Menschen nach der Zuweisung nur bis zu sechs Wochen bleiben, um sie dann in ordentliche Wohnverhältnisse zu bringen. Außerdem fehlen aktuell trotz des Ausbleibens neuer Zuweisungen in Bonn rund 1000 Plätze, denn in den Turnhallen sind noch 500 Menschen untergebracht, darüber hinaus 250 Menschen in teuren Hotels und weitere 250 Menschen müssen demnächst das Paulusheim verlassen, das von Anfang an nur vorübergehend zur Verfügung stand. Dies erklärten Vertreter der Verwaltung im Rahmen der Sondersitzung der Beueler Bezirksvertretung am 5. 4. 2016, die sich einzig mit dem Thema „temporäre Flüchtlingsunterbringung" befasste.

Das sind nachvollziehbare Gründe, doch trotzdem: Uns reicht es jetzt!

Statt der Einzelpläne, die immer wieder die Öffentlichkeit und die Politik überraschen und außen vor lassen und für viel Aufregung und aus unterschiedlichen Perspektiven für Unwillen sorgen, wie auch in diesem Fall, fordern wir einen Masterplan zur sofortigen angemessenen Unterbringung und zur nachhaltigen sozialen Integration von Geflüchteten in Bonn.
Der Masterplan sollte an einem Runden Tisch unter Einbeziehung von Verwaltung und Politik, aber auch von Expert*innen und in der Flüchtlingshilfe Engagierten und v.a. unter Gehör und Wahrnehmung der Erfahrungen von Denjenigen, die solche Hallen bewohnen sollen, entwickelt werden.
Dabei sollten verbindliche Mindeststandards für die Unterbringung in Gemeinschaftseinrichtungen  festgelegt werden.
Das Prinzip der dezentralen Unterbringung in vielen kleineren Wohneinheiten - statt neuen "Massenunterkünften" mit bis zu 500 Personen - sollte gestärkt werden.
Und es sollten vor allem die Weichen gestellt werden für den öffentlich geförderten Wohnungsbau als die einzige nachhaltige und menschenwürdige Lösung.

Susanne Rohde, weltoffen

Die Pressemitteilung ist nachzulesen unter

http://www.bonn.de/rat_verwaltung_buergerdienste/Presseportal/pressemitt...